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Artusliteratur aus der Bibliothek des Duc de Nemours
Antragstellerin
Professorin Dr. Brigitte Burrichter
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 515769997
Ausgehend von den Romanen von Chrétien de Troyes entstehen im frühen 13. Jahrhundert verschiedene Versionen des Prosa-Lancelot, der in den 1220er bis 1240er Jahren mit dem Graalsthema verbunden wird. Weitere Graalsromane, Merlinerzählungen und eine Prosafassung des Tristan, die ebenfalls die Artuswelt und die Graalsthematik integriert, ergänzen die literarische Welt um das neue Faszinationsobjekt des Graals. So entstand im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts ein großer Erzählkosmos, der auch im späten 15. Jahrhundert noch attraktiv war. Davon zeugen die prachtvollen Manuskripte aus der Bibliothek des Duc de Nemours, Jacques d’Armagnac (1433-1477). Sicher als Auftragsarbeiten des Duc sind insbesondere ein Prosa-Tristan und zwei umfangreiche Kompilationen auf der Basis des Prosa-Lancelot identifiziert. Diese Manuskripte, die einen guten Teil der vernakulären Texte der Bibliothek ausmachen, stehen im Zentrum des Antrags. Diese Texte sollen im beantragten Projekt für die Forschung erschlossen und analysiert werden. Der Antrag verfolgt zwei Ziele, ein im engeren Sinn literaturwissenschaftliches und ein paläographisches. Der bisherige Fokus der Literaturwissenschaft liegt auf den frühen Fassungen der arthurischen Prosa-Romane des 13. Und 14. Jahrhunderts im Bestreben, der Entstehung und ursprünglichen Ausprägung dieser meist sehr langen Erzählungen nahe zu kommen. Das vorliegende Projekt nimmt dagegen mit den Handschriften das Ende der (spät-)mittelalterlichen Artusliteratur in Frankreich in den Blick und fragt nach den spezifischen Merkmalen dieser Texte, die zu einer Zeit geschrieben wurden, als die lebensweltlichen wie die ästhetischen Kontexte andere waren als im frühen 13. Jahrhundert. Zudem wird mit einer digitalen Edition der Kompilationen für die Forschung ein substantielles Korpus neu erschlossen, das bisher nur in kurzen Auszügen modern ediert wurde. Für die Paläographie liefert das Projekt mit den digitalen Transkriptionen der Manuskripte reichhaltiges Untersuchungsmaterial zu den Schreibgewohnheiten der Kopistenwerkstatt des Duc de Nemours und eröffnet die Möglichkeit, mehrere hundert Seiten digital zu analysieren. Die Transkription ist zudem eine Grundlage für Sprachhistoriker, die zum Mittelfranzösischen arbeiten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen