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Morphosyntaktische Typologie der Toponyme (TYPTOP)
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Stolz
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 516330900
Die Geschichte, Etymologie und innere Struktur von Toponymen sind Teil der Domäne der Onomastik. Hingegen wird das Verhalten von Toponymen im morphosyntaktischen Kontext weitgehend von Onomastiker:innen vernachlässigt. Das Projekt will nachweisen, dass es sich linguistisch lohnt, die Morphosyntax von Toponymen eingehend zu untersuchen, indem crosslinguistische Daten aus einer großen Anzahl von genetisch, areal und strukturell verschiedenen Sprachen verglichen werden. Von den Mitgliedern des TypTop-Teams durchgeführte Untersuchungen zeigen, dass Toponyme in vielen Sprachen aus verschiedenen Teilen der Welt Regeln folgen, die sich signifikant von denjenigen unterscheiden, die bestimmen, wie Appellativa und/oder Anthroponyme in der Syntax verwendet werden. Eine strukturelle Eigenschaft, die wohl Hunderte von Sprachen weltweit teilen, besteht in der Möglichkeit, räumliche Relationen wie Place, Goal und Source in Konstruktionen, die Toponyme enthalten, nicht zu spezifizieren, wohingegen dieselben Kategorien materiell ausgedrückt werden müssen, wenn die Konstruktion ein Anthroponym oder ein Appellativum enthält. Im Maltesischen ist es z. B. üblich, die Präposition fi ‚in‘ in Kombinationen mit einem Toponym auszulassen wie in it-tifla marret Ø il-Belt ‘das Mädchen ging nach Valletta’ (wo Ø die Abwesenheit der Präposition markiert). Wenn jedoch il-Belt ‘Valletta’ durch ein Anthroponym oder Appellativum ersetzt wird, ist der Gebrauch von Präpositionen obligatorisch wie in it-tifla marret għand Pawlu ‘das Mädchen ging zu Paul’ oder it-tifla marret f’il-kċina ‘das Mädchen ging in die/zur Küche’. Nicht verwandte Sprachen wie Aromunisch, Tswana, Matlatzinca u.a.m. reflektieren ähnliche Muster. Scheinbar nicht vorhersagbare Gemeinsamkeiten zwischen sonst unähnlichen Sprachen erfordern die vertiefte Auseinandersetzung mit den Phänomenen aus typologischer Perspektive. Darüber hinaus unterscheiden sich Toponyme von Anthroponymen und Appellativa nicht nur bzgl. der Nullmarkierung von räumlichen Relationen, sondern es gibt weitere Bereiche der Grammatik, in denen Evidenz für die Toponymische Sondergrammatik (TSG) wie beim Gebrauch verschiedener Präpositionen für identische Funktionen (ich fahre nach Köln ggü. ich fahre zu Dieter / zur Kirche) gefunden werden kann. Bislang gibt es keinen umfassenden Katalog der TSG-Phänomene. TYPTOP soll diese Lücke füllen. Zu diesem Zweck werden einschlägige Daten aus den deskriptiven Grammatiken von 250 Sprachen, die alle Großregionen und 76 Sprachfamilien (mit Isolaten) repräsentieren, gezogen, um eine erste empirische Basis zu schaffen. Meist schweigen sich deskriptive Grammatiken zu Toponymen und ihren Eigenschaften aus, sodass es notwendig ist, Kontakt mit Sprachexpert:innen zu suchen, um die Datensammlung zu vervollständigen. Muttersprachler:innen der Samplesprachen sind aufgerufen, die Rohdaten und deren Analysen zu kommentieren. Die Resultate von TYPTOP dürften die jetzigen typologischen Theorien zu Wortklassen beeinflussen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen