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Der Diskurs des Vernakulären in der modernen und zeitgenössischen Architektur
Antragstellerin
Dr. Vera Simone Bader
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Kunstgeschichte
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 516481082
Der diesjährige Pritzker-Preis wurde dem aus Burkina Faso stammenden Architekten Francis Kéré verliehen. Er erhielt die hoch dotierte Auszeichnung, auch weil „sein Werk die Kraft der ortsgebundenen Materialität“ aufweist. Wieder einmal spielte das Vernakuläre damit eine maßgebliche Rolle in der öffentlichen Diskussion, bei der es um die Frage nach einer „Best Practice“ in der Architektur ging. Seit Jahren schon zelebrieren Museen und Stiftungen mit Hilfe der Medien eine Bauweise, die sich an traditionelle Bautechnologien, an lokalen Materialien und an einer kontextgebundenen Formensprache orientiert. Dafür nehmen Architekt*innen in ihren Entwürfen Bezug auf lokale Gebäude, die von nicht professionell ausgebildeten, sogenannten anonymen Architek*innen umgesetzt worden sind, die ihr Wissen von Generation zu Generation weitergeben. Ihre Resultate sind das, was man in der Accademia gemeinhin unter dem Begriff vernakulär zusammenfasst. Es ist ein häufig als frei von politischen, wirtschaftlichen und sozialen Ideen verstandenes und auf Traditionen beruhendes Bauen, das erst in der fachlichen Auseinandersetzung mit Inhalten und Werten ideologisch aufgeladen wird. In der Wissenschaft wurden bisher die Methoden einzelner Architekt*innen wie die von Le Corbusier, Frank Lloyd Wright, Bruno Taut, Balkrishna Doshi, Maxwell Fry, Jane Drew, Otto Koenigsberger, Lina Bo Bardi, Anna Heringer und Marina Tabassum vorgestellt, ohne das Vernakuläre als ein in der Architektur geführten Diskurs zu analysieren, der sich seit dem 19. Jahrhundert bis heute entwickelt hat, unterstützt von Institutionen, die ihn für ihre kulturpolitischen Agenden instrumentalisierten. Die Forschungsarbeit soll diese große Lücke nun schließen, indem inhaltliche Entwicklungslinien sowie die andauernde Begriffsgeschichte nachgezeichnet werden, die Aufschluss auch über die derzeitige Kanonisierung in der Architektur bieten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen