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Mönchtum und lokale Selbstorganisierung: Monastische Briefe, horizontale Bindungskräfte und städtische Gesellschaft in der Spätantike

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Alte Geschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 517271793
 
Das Projekt untersucht die Rolle und Wirkungsweise monastischer Briefliteratur in der Entstehung und Praxis lokaler Selbstorganisierung im Osten des spätantiken Römischen Reiches (5. und 6. Jahrhundert n. Chr.). Die in großer Zahl erhaltenen Briefe des Isidor von Pelusion (östliches Nildelta) und der Mönche Barsanuphios und Johannes von Gaza zeigen einen kontinuierlichen Austausch mit ihren jeweiligen Mitbrüdern, kirchlichen Amtsträgern, Repräsentanten des Staates und Laien. Zum einen erfüllten die Briefe wichtige Funktionen in der Organisierung des Zusammenlebens der eigenen Klostergemeinschaft; zum anderen halfen sie einer zweiten Gruppe, der örtlichen Laiengemeinde, gemeinschaftliche Aufgaben zu bewältigen. Das Vorhaben geht der Frage nach, wie die epistolare Kommunikation zur Kohäsion und Integration der jeweiligen Gruppen beitrug. Welche geteilten Regelungsbedürfnisse wurden in den Gruppen kommuniziert und in Angriff genommen? Mit welchen kommunikativen Strategien und Mitteln wurden Regelungen für die Gruppen ausgehandelt und umgesetzt und deren Akzeptanz hergestellt? In welcher Weise stärkten die Briefe die Binnenorganisation der Gruppen? Die Untersuchung des kommunikativen Handelns soll zeigen, welchen Beitrag die monastischen Briefe zur Herstellung und Stabilisierung horizontaler Bindungskräfte auf lokaler Ebene leisteten. Dadurch wird ein neues Verständnis der gesellschaftlichen Wirkungsweise monastischer Epistolographie erreicht. Dieses Ziel wird in zwei Fallstudien verfolgt, in einer zum ägyptischen Pelusion im 5. Jahrhundert und einer zu Gaza im 6. Jahrhundert. Beide Fallstudien analysieren die Kommunikationsweise der Briefe, um die Etablierung von Regelungen, die Generierung von horizontalen Bindungskräften und das Funktionieren der selbstregelnden Gruppen herauszuarbeiten. Mit einem Verständnis des Briefes als sozialer Praxis wird die parallele Untersuchung der Corpora des Isidor und des Barsanuphios und Johannes beleuchten, dass die monastischen Briefe vitale Funktionen für die lokale Gemeinschaftsbildung und die Lösung gesellschaftlicher Probleme erfüllten. Dadurch wird es möglich, die große Bedeutung und Wirksamkeit horizontaler Bindungskräfte in den grundsätzlich vertikal strukturierten spätantiken Gesellschaften zu erkennen und somit ein differenzierteres Bild der gesellschaftlichen Ordnung in dieser Epoche zu gewinnen. Gleichzeitig erzielen wir damit eine Neubewertung der gesellschaftlichen Rolle monastischer Briefliteratur, indem deren Beitrag zu Stabilität und Funktionieren der Gesellschaften des spätantiken Reiches aufgezeigt wird.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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