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Faktormarktverzerrungen, Internationaler Handel und gesamtwirtschaftliche Wohlfahrt
Antragsteller
Professor Dr. Udo Kreickemeier
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 518440868
Die Verfügbarkeit von Datensätzen zur Exporttätigkeit individueller Unternehmen für viele Länder und die hieraus erwachsene Erkenntnis, dass Exporteure sich systematisch von Nicht-Exporteuren unterscheiden, hat zu einer Fokussierung der außenwirtschaftlichen Literatur auf die Firmenebene geführt. Eine zentrale Erkenntnis hieraus ist, dass die Heterogenität von Firmenpopulationen und die Selbstselektion von Unternehmen in Exportmärkte eine wichtige Rolle für den Außenhandel spielen, sowohl im Hinblick auf die Gründe für den Handel als auch im Hinblick auf seine Implikationen. Im hier beantragten Projekt möchte ich analysieren, wie Arbeitsmarktunvollkommenheiten die Wohlfahrtseffekte der Globalisierung beeinflussen, wenn man den Außenhandel aus dem Blickwinkel der modernen auf die Firmenebene fokussierten Literatur betrachtet. Der Zusammenhang zwischen spezifischen Arbeitsmarktunvollkommenheiten und den Gewinnen aus Außenhandel ist in dieser Literatur kaum erforscht, ganz im Gegensatz zur prominenten Rolle, die die Diskussion dieses Zusammenhangs in der traditionellen Außenhandelsliteratur gespielt hat. Meine Vermutung für dieses auffällige Diskrepanz ist, dass in den zentralen wissenschaftlichen Beiträgen zu dieser neuen Literatur Außenhandel zu aggregierten Wohlfahrtsgewinnen führt, obwohl Arbeitsmarktunvollkommenheiten vorliegen. Daher stand zunächst die Diskussion anderer Ergebnisse – so beispielsweise die neuen Verteilungseffekte zwischen Arbeitskräften, die in unterschiedlichen Unternehmen beschäftigt sind – im Mittelpunkt des Interesses. Ich argumentiere in diesem Projektantrag, dass dessen ungeachtet aus mindestens zwei Gründen von Relevanz ist, zu verstehen, welche Marktverzerrungen durch die in dieser Literatur betrachteten Arbeitsmarktunvollkommenheiten entstehen. Zum einen habe ich in einem kürzlich publizierten Aufsatz gezeigt, dass es durch Außenhandel in einem generischen Modell des modernen Typs zu gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrtsverlusten kommen kann, weswegen sich die Frage nach der Wohlfahrtsdimension dieser Klasse von Modellen mit erneuter Dringlichkeit stellt. Zum anderen ist die Kenntnis der spezifischen Verzerrungen, die von Arbeitsmarktunvollkommenheiten (gegebenenfalls im Wechselspiel mit anderen Marktunvollkommenheiten) ausgehen, eine Voraussetzung für Empfehlungen zu optimalen Politikinterventionen in offenen Volkswirtschaften. Das traditionelle Ergebnis hierzu lautet, dass internationale Märkte bei Politikinterventionen ausgespart bleiben sollten, und von Arbeitsmarktunvollkommenheiten herrührende Verzerrungen direkt durch geeignete nationale Politiken zu korrigieren seien. Angesichts der Skepsis, mit der die Öffentlichkeit in vielen Fällen der Globalisierung begegnet, wird es nach meiner Überzeugung sehr wertvoll sein, mithilfe der Ergebnisse dieses Projektes vergleichbar wohlinformierten Rat geben zu können in einer Welt, die angemessener mithilfe eines modernen Außenhandelsmodells beschrieben werden kann.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen