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Experimentelle Untersuchung und Modellierung von Einflussfaktoren auf binokularen Glanz
Antragsteller
Dr. Gunnar Wendt
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 519638685
Das beantragte Forschungsvorhaben dient der weiterführenden Untersuchung des Phänomens des binokularen Glanzes. Die Forschung zu diesem Phänomen hat in den vergangenen 20 Jahren einen deutlichen Schub erfahren, nachdem ein einfacher, auf niederer Verarbeitungsstufe angesiedelter neuronaler Konfliktmechanismus als Erklärung für die Erscheinung des binokularen Glanzes vorgeschlagen worden war. Eigene Vorarbeiten stützen diesen Ansatz. So konnten die empirischen Glanzurteile, die bei einer Vielzahl von unterschiedlichen dichoptischen Reizmustern gemessen wurden, mit einem einfachen, physiologisch motivierten Modell (interokulares Konfliktmodell) sehr genau vorhergesagt werden. Die Eigenschaften des Modells stehen dabei im Einklang mit einigen zentralen Annahmen und Befunden aus mutmaßlich verwandten Bereichen, wie der binokularen Kontrastverarbeitung und der Stereopsis.Aus den Vorarbeiten zum binokularen Glanz haben sich weitere Fragen ergeben, die im beantragten Forschungsvorhaben untersucht werden sollen. In vier Teilprojekten sollen folgende Forschungsziele verfolgt werden:(1) Das interokulare Konfliktmodell berechnet ein Konfliktmaß, das mit der wahrgenommenen Glanzstärke korreliert. Jedoch sind in der gegenwärtigen Fassung des Modells nicht alle Faktoren berücksichtigt, die einen potentiellen Einfluss auf die Berechnung des Konfliktmaßes ausüben. So sagt das Modell beispielsweise eine Abhängigkeit der wahrgenommenen Glanzstärke von der Größe oder der Form des Targetfeldes im Reizmuster vorher. Ziel von Teilprojekt 1 ist es daher zu prüfen, inwiefern die wahrgenommene Glanzstärke tatsächlich von den räumlichen Eigenschaften des Targetfeldes abhängen und wie eine solche Abhängigkeit im Modell berücksichtigt werden kann.(2) Das Modell basiert in seiner bisherigen Ausgestaltung auf Daten, die mit dichoptischen Reizmustern erhoben wurden, zwischen deren Halbbildern ein Luminanzunterschied bestand. Das Phänomen des binokularen Glanzes lässt sich jedoch auch mit Farbreizen erzeugen, deren Halbbilder einen rein chromatischen Unterschied aufweisen. Ziel von Teilprojekt 2 ist es zu prüfen, ob solche, durch Farbreize erzeugte Glanzeindrücke mit einem ähnlichen Modell vorhergesagt werden können, das auf einfachen neuronalen Mechanismen der Farbverarbeitung basiert.(3) In Teilprojekt 3 soll geprüft werden, inwiefern das Modell (in entsprechend angepasster Form) auch auf monokulare Glanzphänomene anwendbar ist, wie den monokularen Flickerglanz oder das "scintillating luster" Phänomen. Hier steht insbesondere die Frage im Vordergrund, ob für die monokularen Glanzphänomene analoge neuronale Strukturen existieren, oder ob diese auf gänzlich anderen Mechanismen beruhen.(4) In Teilprojekt 4 soll zudem getestet werden, inwiefern Glanzschwellenmessungen von der verwendeten psychophysikalischen Methode abhängen und in welcher quantitativen Beziehung weitere, durch einen interokularen Kontrastunterschied erzeugte Wahrnehmungseindrücke stehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen