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Zukünfte der Nachhaltigkeit: Modernisierung, Transformation, Kontrolle

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 521852110
 
Das Kolleg verfolgt eine theoriegeleitete Gegenwartsanalyse, die fragt, wie sich Gesellschaften verändern, wenn sie sich von verschiedenen Imaginationen von Nachhaltigkeit leiten lassen. Nachhaltigkeit ist in den letzten Jahrzehnten zu einem Leitbegriff gesellschaftlichen Wandels geworden und hat die Gestalt eines weitgehend unhintergehbaren Referenzrahmens angenommen, obwohl mit ihm ganz unterschiedliche Ziele und Zukunftsvorstellungen verbunden werden. Das Kolleg analysiert Modernisierung, Transformation und Kontrolle als drei Entwicklungspfade von Nachhaltigkeit, die gesellschaftlichen Wandel je unterschiedlich entwerfen und durch verschiedene Praktiken, (Infra-)Strukturen und Zukunftsimaginationen geformt sind. In der ersten Phase wurden die drei Pfade vornehmlich in je unterschiedlichen gesellschaftlichen Feldern verortet und untersucht: Modernisierung im Feld der Wirtschaft, Transformation als Projekt zivilgesellschaftlicher Akteure und Kontrolle in der Sphäre staatlichen Handelns. In der zweiten Phase sollen Prozesse der Verflechtung und Überlagerung der rekonstruierten Pfade fokussiert werden. Zum einen gehen wir der These nach, dass dem Kontrollpfad in gegenwärtigen Steuerungsbemühungen um Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle zukommt. Davon ausgehend untersuchen wir, wie kontrollbasierte Imaginationen und Praktiken auch in Projekte der Modernisierung und Transformation ausstrahlen. Zum anderen folgen wir der Annahme, dass sich aktuelle Auseinandersetzungen um issues nachhaltiger Zukünfte in gesellschaftlichen Arenen abspielen, die quer zur Unterscheidung von Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft liegen. Diese bilden sich erstens um Prozesse der Beteiligung, des kollektiven Entscheidens und Kooperierens (Arena der Beteiligung), zweitens um die Neuaushandlung von Grundrechten und kollektiven Pflichten (Arena des Rechts), drittens um neu entstehende öffentliche und private Systeme der Klassifizierung und Bewertung (Arena der Taxonomien) und viertens um Fragen der kulturellen und religiösen Weltdeutung (Arena der Sinnstiftung). In diesen Arenen wird an konkreten Problematiken die Konflikthaftigkeit und Zukünftigkeit von Nachhaltigkeit verhandelt. Die theoriebildende Arbeit in der zweiten Phase wird darüber hinaus von drei Perspektivierungen geleitet. Die erste Perspektivierung widmet sich den pluralen gesellschaftlichen Naturverhältnissen und entfaltet die These, dass sich Nachhaltigkeit nur als multiple sustainabilities analytisch adäquat fassen lässt. Die zweite widmet sich Fragen der Macht und Herrschaft und untersucht, wie ökologische Notlagen und politische Ausnahmesituationen existierende Ungleichheiten verschärfen und wie Nachhaltigkeitsdebatten neue machtvolle Asymmetrien begründen. Die dritte rückt den Blick auf die Vorstellungen und Präfigurationen von Zukunft vor dem Hintergrund zunehmender Katastrophen und fragt, wie hierbei Defätismus, Gestaltungsoptimismus und aufgeklärter Katastrophismus um den Griff auf die Zukunft ringen.
DFG-Verfahren Kolleg-Forschungsgruppen
 
 

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