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Connecting the Dots: Rekonstruktion der sozialen Produktion verdächtigen(den) Wissens
Antragstellerinnen / Antragsteller
Dr. Nils Christian Kumkar; Professorin Dr. Sarah Speck
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Soziologische Theorie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522282012
Verschwörungstheorien, insbesondere die soziale Struktur ihrer Rezeption und ihre politische Wirkung, haben in den letzten zehn Jahren Aufmerksamkeit in der öffentlichen Debatte und den Sozialwissenschaften auf sich gezogen. Bisher nicht systematisch erforscht und theoretisiert ist die Frage ihrer Produktion als kollaborativer sozialer Prozess. Das Forschungsprojekt adressiert diese Forschungslücke durch die Rekonstruktion der Produktion verschwörungstheoretischen Wissens – doing conspiracy theory – die es als eine besondere Form der Sozialkritik versteht. Mit einem sequential mixed methods Ansatz mit rekonstruktivem Schwerpunkt untersucht das Projekt diesen Produktionsprozess auf fünf verschiedenen Ebenen: (A) auf der Ebene der Sozialstruktur untersucht es mit Hilfe einer quantitativen Erhebung die Verbreitung und sozio-strukturell spezifische Ausprägung der Produktion von Verschwörungstheorien jeweils in der deutschen, österreichischen und schweizer Bevölkerung. (B) Auf der Ebene der verschwörungstheorieproduzierenden Milieus rekonstruiert es vor allem anhand von Gruppendiskussionen, welche sozial spezifischen, geteilten Erfahrungen metaphorisch in diesen Theorien kondensiert und bearbeitet werden. (C) Auf der Ebene verschwörungstheoretischer Szenen untersucht es vor allem anhand ethnographischer Daten wie diese Theorien in das diagnostische und motivationale Framing von Organisationen und Bewegungen integriert werden und so in Kritik im Sinne eines politischen Programms eingehen. (D) Auf der Ebene konkreter Interaktionen untersucht es anhand von Gruppendiskussionen und ethnographischen Beobachtungen die kommunikativen Probleme, die durch doing conspiracy theory bearbeitet werden. (E) In der psychologischen Dimension untersucht es die Rolle von Verschwörungstheorien bei der Verarbeitung sozialer Probleme, psychologischer Konflikte und biographischer Brüche, wie auch die affektive Funktion von Verschwörungsphantasien in Gruppen und Kollektiven anhand von Gruppendiskussionen und Interviews. Das Projekt untersucht Daten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die jeweiligen Szenen begreifen wir dabei als einen ‚deutschsprachigen verschwörungstheoretischen Raum‘, aber auch als Fälle, die entlang der Untersuchungsebenen verglichen werden können. Das Projekt berücksichtigt dabei homologe Strukturen, aber auch spezifische nationale Ausprägungen und die transnationale Verflechtung von doing conspiracy theory. Die Generierung und Interpretation verschiedener Datentypen (quantitative Erhebung, biographisch-narrative Interviews, Gruppendiskussionen und ethnographische Materialien) erlaubt das Verfolgen von zwei Zielen: 1) die Rekonstruktion der polykontexturalen Funktionen von verschwörungstheoretischem Wissen und das Verständnis der Produktion von verschwörungstheoretischem Wissen als einer spezifischen Form der Problembearbeitung sowie 2) die Rekonstruktion der Inhalte von Verschwörungstheorien als sozialer Kritik.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich, Schweiz
Partnerorganisation
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF); Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Kooperationspartner
Dr. Markus Brunner; Professor Dr. Oliver Nachtwey