Messmodelle für Quellengedächtnis und Rekognition
Final Report Abstract
Zur Erfassung von Diskriminations- und Rateprozessen der Alt-Neu-Rekognition und des Quellengedächtnisses eignen sich multinomiale Schwellenmodelle und signalentdeckungstheoretische Modelle. Signalentdeckungstheoretische Modelle werden oft als die valideren Messmodelle betrachtet. Unter anderem wurden Schwellenmodelle aufgrund konvexer ratingbasierter ROC-Kurven als Messmodelle der Alt-Neu-Rekognition und indirekt auch des Quellengedächtnisses kritisiert, weil sie angeblich lineare ROC-Kurven vorhersagen. Dies gilt aber nur bei einem binärem Antwortformat mit experimentell variierten Antworttendenzen. Solche diagnostischen Daten lagen bisher im Rekognitionsgedächtnis kaum, im Quellengedächtnis gar nicht vor. Ziel des Projekts war ein Modellvergleich in beiden Domänen unter vervendung diagnostischer Daten. In der Rekognition zeigte eine Reanalyse existierender Datensätze sowie die Analyse dreier neuer Alt-Neu-Rekognitionsexperimente mit variierenden Materialien, fünfstufiger Biasmanipulation und binärem Antwortformat eine überraschende leichte Überlegenheit von Schwellenmodellen. Im Quellengedächtnis lieferten 5 neue Experimente ein ähnliches Bild. In beiden Fällen kann die bessere Passung der Schwellenmodelle nicht mit größerer Modellflexibilität erklärt werden. Mithilfe zusätzlicher Ratingbedingungen und zusätzlichen Experimenten mit Rating-Antwortformat wurde die Eignung der erweiterten Schwellenmodelle für Ratingdaten überprüft und mit signalentdeckungstheoretischen Modellen verglichen. Für die Ratingdaten ergaben sich eher konvexe ROC-Kurven sowie Hinweise auf valide Parameterschätzungen aber meistens schlechtere Passungen und eine höhere Flexibilität der Schwellenmodelle. In Validierungsexperimenten ließ sich aber zeigen, dass die Parameter des Entscheidungsverhaltens adäquat experimentell manipulierte Reaktionstendenzen abbilden und auf der anderen Seite Variationen der Gedächtnisprozesse angemessen in den kernparametern des Schwellenmodells abgebildet werden. Alle im DFG-Antrag aufgelisteten Experimente wurden mit kleineren Modifikationen durchgeführt und konnten um Studien zur Überprüfung der Generalisierbarkeit der Befunde und zu weiterführenden Fragestellungen ergänzt werden. Die Ergebnisse der Studien bereichern eine aktuelle wissenschaftliche Debatte.
Publications
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