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Fokus Demarginalisierung. Für eine wirksame und gerechte Politik und Praxis in Public Health
Antragstellerin
Professorin Dr. Verina Wild
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 523311202
Marginalisierung ist eine soziale Determinante der Gesundheit und ist durch Gestaltung von Gesundheitspolitik und -praxis beeinflussbar. Laut Robert Koch-Institut werden betroffene Gruppen durch wirtschaftliche, soziale, geografische oder andere gesellschaftliche Strukturen an den Rand der Gesellschaft verdrängt und somit marginalisiert, was zu einem Verlust von Ressourcen, Einflussmöglichkeiten und Status führt. Seit einigen Jahren befasst sich eine wachsende Zahl empirischer und konzeptioneller Arbeiten mit Marginalisierung im Kontext von Gesundheit und Public Health. Die Forschung in Deutschland beschäftigt sich auch mit verwandten Konzepten wie "Othering" und "Vulnerabilität" mit besonderem Schwerpunkt auf Menschen mit Migrationshintergrund. Es besteht jedoch Bedarf an weiterer empirischer und normativer Analyse und besserer Umsetzung in eine effektive und gerechte Gesundheitspolitik und -praxis. Lücken gibt es vor allem bei der Anerkennung der verschiedenen Faktoren, die zur Marginalisierung im Gesundheitswesen beitragen, auch hinsichtlich intersektionell relevanter Dynamiken wie Umgang mit Behinderung, Rassismus, Sexismus oder Klassismus. Das vorgeschlagene Forschungsprojekt ist in der Disziplin der Public-Health-Ethik angesiedelt, mit besonderem Schwerpunkt auf wirksamer und gerechter Praxis und Politik in Public Health. In diesem Projekt werden wir 1) zugrundeliegende normative Annahmen über die ‚allgemeine Öffentlichkeit‘ in der Gesundheitspolitik rekonstruieren 2) Erkenntnisse darüber gewinnen, wie ‚Marginalisierung‘ in Gesundheitspolitik und -praxis wahrgenommen wird und was vorgeschlagen wird, um diese zu reduzieren 3) Erkenntnisse darüber gewinnen, wie ‚Marginalisierung‘ von Betroffenen erlebt wird und was Bedürfnisse sind 4) das Verständnis von ‚Marginalisierung‘ weiterentwickeln oder anders konzipieren 5) Strategien zur Integration eines empirischen und normativ reichhaltigen Verständnisses von Marginalisierung in Gesundheitspolitik und -praxis entwickeln. Unser Arbeitsprogramm umfasst eine Übersicht über Policy-Dokumente, graue Literatur sowie der wissenschaftlichen Literatur. In einer qualitativen Interviewstudie befragen wir vier Gruppen: Einzelpersonen aus ‚marginalisierten Gruppen‘, NGOs und Wohlfahrtsorganisationen, Forschende im Bereich von Public Health, Beamt*innen des öffentlichen Gesundheitswesens. In einer empirisch fundierten normativen Analyse nutzen wir relevante Rahmenwerke und Theorien aus Public-Health-Ethik, feministischer Theorie und sozialer Epistemologie. Das Projekt basiert u.a. auf unseren Studien zu ‚ungehörten Stimmen‘ in Public Health während der Pandemie, bei der wir auch qualitative Interviews geführt haben. Die Projektbeantragenden sind Expert*innen auf den Gebieten der Public Health/Epidemiologie und der Public-Health-Ethik (mit besonderem Schwerpunkt auf Vulnerabilität und Gerechtigkeit).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Dr. Cristian Timmermann