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Literaturgesellschaft DDR. Kanon-Kämpfe und ihre Geschichte(n)

Subject Area German Literary and Cultural Studies (Modern German Literature)
Term from 2000 to 2001
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5235270
 
Das Manuskript stellt Bausteine zu einer Geschichte der "Literaturgesellschaft DDR" vor. Die Studien zeigen anhand neuen Materials einen Ansatz für die Geschichtsschreibung, der Literatur in der DDR konsequent als ein "soziales Phänomen" versteht, an dem eine Vielzahl von Akteuren gearbeitet haben. Um die verschiedenen, interessegeleiteten Handlungen einsehbar strukturieren zu können, haben wir ein Ordnungsprinzip eingeführt, das Begriffspaar "Kanon und Kanonisierung", mit dessen Hilfe die DDR als eine Wertegesellschaft mit ihren "literarischen Anteilen" beschreibbar wird. Wir gehen davon aus, dass Literatur wesentlich zur Definitation und Verständigung dessen hat beitragen sollen, was die DDR-Gesellschaft und ihr historischer Ort sei. Gegenstand unserer Arbeit sind demnach jene Elemente der Literatur und literarischen Kommunikation in der DDR, die arbeitsteilig an der Einrichtung einer "gepflegten Semantik der Gesellschaft" beteiligt waren. Im Ergebnis erweist sich, dass Kanon-Kanonisierung nicht nur ein methodisches Prinzip darstellen, sondern eine Qualität der Literatur(-verhältnisse) selbst beschreiben. Die Untersuchungen schließen damit an sozialgeschichtliche Forschungen an, denen zu folge die DDR bei hohem Regulierungsbedarf an chronischer Unterregulierung "litt". Aus unserer Sicht erscheint "Kanon" als übergeordneter Maßstab, aus dem Kriterien zur Identifizierung und Beurteilung einzelner Normen gewonnen werden sollten, der damit Handlung nicht nur erzwang, sondern geradezu erst möglich machte, wie die Studien, die sich mit Vorgängen ganz unterschiedlicher Art befassen, zeigen. Hervorzuheben ist die Anzahl, Bedeutung und Haltbarkeit von "aggregierten Symbolen" (Klaus), die Begriffe wie Expressionismus, Namen wie Stanislawski, Brecht, Lukács, Kafka, historische Orte wie Buchenwald oder Kunstfiguren wie Faust und Gregor Samsa sein konnten. Der selbstverständliche Umgang mit diesen Symbolen, die nie etwas ganz genau bezeichnen, an denen aber Vorgänge, Positionen, Problem- und Konflikfelder hingen, machte eine wesentliche Spezifik der DDR-Kommunikation aus.
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