Fisch-Grazing, Korallenwiederbesiedlung und Rifferosion im Roten Meer
Final Report Abstract
Ausgangspunkt für den Projektantrag waren Befunde zur Biorosion im Riff von Aqaba (nördliches Rote Meer), die nicht erklärt werden konnten: Besiedlungsplatten, die von Algen fressenden Doktorfischen beweidet wurden, zeigten Kalkabtrag und mit einem Stein gekrönte Korallenfelssäulen deuteten auf erhebliche Substraterosion in ihrer unmittelbaren Umgebung. Nach erheblich verzögertem Beginn konzentrierten sich die Geländearbeiten in den Jahren 2004 und 2005 auf die ägyptische Küste des Roten Meeres {hauptsächlich Ras Mohamed National Park). Die intensiven Unterwasserbeobachtungen der beiden Doktorfisch-Arten Acanthurus nigrofuscus und Ctenochaetus sthatus zum Weideverhalten, kombiniert mit experimentell und im Riff gewonnenen Kotanalysen, ergaben eindeutige Antworten zur Frage des unbekannten Bioerodiers auf den Besiedlungsplatten. Die Einstufung von A.nigrofuscus als herbivor bleibt bestehen, sein Beitrag zur Bioerosion ist nicht nennenswert. C.striatus hingegen muss jetzt eindeutig in die Gilde der Bioerodierer eingereiht werden. Er trägt mehr Kalksubstrat ab als der einschlägig bekannte Seeigel Diadema setosum. Seine individuelle Erosionsleistung ist zwar deutlich geringer als die von Papageifischen, letztere sind allerdings weitaus seltener im Riff als C.striatus. Eine spezielle, gehärtete Gaumenstruktur erlaubt dem Fisch, feste Stücke vom Riff abzuschaben - zusätzlich zu dem Sediment- Algen- und Detritusmaterial, welches er mit seinen borstenartigen Zähnen aufnimmt. Neu ist auch der Befund, dass der Fisch ausschließlich außerhalb des Riffes seinen Kot absetzt; er exportiert Material vom Riff in die sandige Umgebung. Unter Fischen einmalig ist die Tatsache, dass jedes Individuum zum Defäkieren eine ganz bestimmte Stelle aufsucht: seine „persönliche Toilette". Für den Toilettengang werden auch weit größere Wege zurückgelegt als zwischen den einzelnen Weidestellen. Die Analyse der Kotstellen ermöglichte eine näherungsweise Quantifizierung des Materialexports aus dem Riff durch diesen Fisch. Die C14-Datierung der steingekrönten Korallensäulen ergab kein klares Bild über den Zeitraum ihrer Entstehung (benachbarte Säulen 50 und 500 Jahre alt). Ein Hinweis deutet auf einen Abtrag von 14 cm innerhalb der letzten 50 Jahre. Auf das Potential dieser Zeugensäulen als Archiv der Riffdynamik wird hingewiesen.