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Befragung der Online-Redaktionen von Presse, Rundfunk und Nur-Online-Anbietern
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Neuberger
Fachliche Zuordnung
Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung
Förderung von 2000 bis 2001
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5246354
Seit Mitte der neunziger Jahre entwickelt sich der Online-Journalismus als neues Berufsfeld. In einer Vollerhebung wurden im Frühjahr 2000 die Online-Redaktionsleiter für journalistische Internetauftritte von Presse, Rundfunk und Nur-On-line-Anbietern befragt. Im Gegensatz zu den bisher vorliegenden Studien wurden also die Internet-Dependancen verschiedener Medientypen berücksichtigt, außerdem die nur im Netz existierenden Angebote. Die bisherige Forschung hatte vor allem im Visier, wie sich einzelne traditionelle Massenmedien im Internet engagieren. Die Grundgesamtheit journalistischer Online-Angebote wurde in einer Vorerhebung zum Stichtag 31.12.1999 ermit-telt. Insgesamt ließ sich ein befriedigender Rücklauf von 59% er-zielen.Die Online-Redaktionsleiter stellten durchgängig eher positive als negative Wirkungen auf Rezipienten und Einnahmen des "alten" Mediums fest. Besonders günstig wird der Einfluss des eigenen Online-Angebots auf die Nutzerzahlen des Muttermediums eingeschätzt. Pessimistisch fällt dagegen der Blick in die Zukunft aus: Hier werden für alle Medientypen in den nächsten zehn Jahren eher Substitutions- als Stimulationseffekte durch das Internet erwartet. Auch im Internet selbst ändert sich für die traditionellen Medien die Konkurrenzsituation: Dort treffen sie sowohl auf neue Anbieter als auch auf die Ableger der anderen Massenmedien. Als eher gering wird die Wahrscheinlichkeit eingestuft, dass durch die niedrigen Zutrittsbarrieren für neue Anbieter die Medien ihre Funktion als Vermittler von aktuellen Informationen und Werbebotschaften im Internet einbüßen könnten. Die Abnabelungsprozess der Online-Angebote von den Muttermedien dauert an. Überwiegend verfolgen Online-Redaktionen traditioneller Massenmedien Kooperationsstrategien, die auf "Doppelnutzer" beider Medien oder auf "Probenutzer" abzielen, die für Presse und Rundfunk gewonnen werden sollen. Dies schlägt sich in zahlreichen Querverbindungen zwischen "alten" Medien und "neuem" Medium Internet nieder. Etwa die Hälfte der Artikel stammen bei Presse und Rundfunk noch vom Muttermedium. Dennoch gewinnt der Online-Journalismus Konturen. Vor allem die Online-Redaktionen von Nur-Online-Anbietern, Rundfunk und "General interest"-Publikumszeitschriften nutzen die Chancen, die das Internet dem Journalismus bietet. Die durchschnittliche Zahl journalistischer Mitarbeiter pro Anbieter liegt bei Nur-Online-Anbietern (13) und im Rundfunkbereich (12) deutlich höher als bei Publikumszeitschriften (5) und Tageszeitungen (3). Bei Tageszeitungen arbeiten darüber hinaus zwei Fünftel der Journalisten zugleich regelmäßig für die Printausgabe. Der zurückhaltende Personaleinsatz der Tageszeitungen spiegelt sich im Tätigkeitsspektrum der Journalisten wider: Sie finden vergleichsweise wenig Zeit für das Schreiben und Redigieren eigener Beiträge oder Recherchen. Darüber hinaus sind sie relativ häufig mit nicht-journalistischen Aufgaben befasst. Im Internet bilden sich Konkretisierungen journalistischer Berufsnormen heraus, die auf die besonderen Bedingungen des Mediums zugeschnitten sind und - zumindest nach den Beobachtungen der befragten Redaktionsleiter - auf mehrheitlich Anerkennung finden. Uneinigkeit herrscht vor allem in der Frage, ob Journalisten im Kundenauftrag Webseiten gestalten dürfen. Relativ gering ist auch die Zustimmung für die Regel, dass Verbrauchertipps der Redaktionen nicht direkt mit passenden Verkaufsangeboten verbunden sein sollten. Die Gestaltung von Kundenauftritten und E-Commerce sind wichtige neue Einnahmequellen für Medien im Internet. Eine Onlineangebots-Statistik zum Stichtag 31.12.2000 zeigte, dass gegenüber dem Vorjahr in den Bereichen Tageszeitung, Rundfunk und Nur-Online-Anbieter die Anbieterzahl deutlich angestiegen ist. Kaum verändert hat sich das Engagement der Publikumszeitschriften im Internet.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen