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Zwischen professioneller Autonomie und staatlicher Inanspruchnahme: Eine Genealogie des Verhältnisses von Demokratie, Regieren und politischer Bildung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Antragsteller
Privatdozent Dr. Marlon Barbehön; Professor Dr. Alexander Wohnig
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Politikwissenschaft
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524961080
Das beantragte Projekt hat zum Ziel, die wiederkehrenden staatlichen Anrufungen und Inanspruchnahmen von politischer Bildung zum Zwecke der Realisierung politischer Ziele sowie die Reaktionsweisen und Erwiderungen des Feldes der politischen Bildung als andauernden Konflikt um Demokratie zu analysieren. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass „Staat“ und „politische Bildung“ (Sammelbegriffe, die im Projekt analytisch ausdifferenziert werden) in einem konfliktiven Abhängigkeitsverhältnis stehen: einerseits benötigen sie sich gegenseitig, andererseits bilden sie unterschiedliche Verständnisse davon aus, was „politische Bildung in der und für die Demokratie“ bedeutet. Dieses grundlegende Spannungsverhältnis, so die leitende These, tritt in unterschiedlichen soziohistorischen Konstellationen auf je spezifische Weise zutage und wird (unter Rekurs auf vergangene Konflikte) auf je spezifische Weise ausgehandelt. Um diese Dynamiken und Verläufe rekonstruieren zu können, folgt das Projekt einer genealogischen Perspektive, mit der manifeste Kontroversen zwischen Staat und politischer Bildung als Ausdruck eines unterschwelligen und zeitlich andauernden Grundkonflikts, nämlich um die Bedeutung sowohl von „Demokratie“ als auch von „politischer Bildung“, in den Blick genommen werden können. Empirisch sollen exemplarische Konflikte aus drei Phasen der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte – den ersten zwei Nachkriegsjahrzehnten, der Phase während der sozialliberalen Koalition sowie der Zeit seit der Wiedervereinigung – auf Basis einer rekonstruktiv-interpretativen Methodologie analysiert und zu Varianten von Konfliktkonstellationen abstrahiert werden. Als Materialgrundlage dienen auf der Seite der staatlichen Inanspruchnahmen (auf Bundesebene sowie für ausgewählte Bundesländer) u.a. Erlasse aus den Bildungs- bzw. Innenministerien, Lehrpläne und Curricula, staatlich zugelassene Schulbücher und Materialien der Landeszentralen für politische Bildung. Auf der Seite der Entgegnung des Feldes der politischen Bildung (separiert nach schulisch und außerschulisch) werden u.a. Lehrbücher für das Referendariat und die Schulpraxis, Programme und Lehrgangsprotokolle der Fortbildungsakademien, Verlautbarungen von Lehrer*innenverbänden, Projektanträge sowie Stellungnahmen der Bildungsträger einbezogen. Auf der Grundlage der historisch-empirischen Analysen soll schließlich zum einen eine (an Foucault ausgerichtete) Konzeption von Regieren mit Bildung entwickelt und zum anderen auf die Autonomie politischer Bildung reflektiert werden, womit originäre Beiträge zu den beiden Fachdisziplinen, die die Antragstellenden vertreten – Politikwissenschaft und Didaktik der politischen Bildung –, geleistet werden können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen