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Müll als Futterquelle für Zugvögel: Vor- oder Nachteil?
Antragstellerin
Dr. Andrea Flack
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525139059
Der Druck des Menschen bring viele Tierarten zum Rand des Aussterbens. Das Leben in der Nähe des Menschen kann aber auch Vorteile mit sich bringen. Die unaufhaltsam wachsende Menge an Lebensmittelabfällen und deren Ablagerung auf offenen Mülldeponien führt dazu, dass viele Vögel und Säugetiere diese Deponien als Futterplätze nutzen. Während die bisherige Forschung über potenzielle Vorteile der Nahrungssuche auf Mülldeponien berichtet hat, wie z. B. eine verbesserte Fortpflanzungsleistung und einen besseren Ernährungszustand, stellen wir die Hypothese auf, dass dieses Phänomen längerfristig mit Kosten verbunden sein könnte, einschließlich eines erhöhten Risikos von Infektionen und physiologischen Schäden sowie veränderten immunologischen Reaktionen. Diese Reaktionen könnten letztlich die nachfolgenden Lebenszyklen wie die saisonale Migration beeinflussen. Bislang ist dies jedoch noch weitgehend ungetestet. Darüber hinaus könnten die Auswirkungen der Nahrungssuche auf menschliche Abfälle besonders gravierend sein, wenn sie während der frühen postnatalen Entwicklung auftreten, da die Umgebung, in der Organismen aufwachsen, bekanntermaßen tiefgreifende Auswirkungen auf spätere Lebensstrategien wie das Überleben hat. Hier verwenden wir einen Zugvogel, den Weißstorch (Ciconia ciconia), als Studiensystem. Diese ikonische Art eignet sich gut für dieses Projekt, da ihr Verhalten und ihre Ökologie durch anthropogene Nahrungsabfälle stark beeinträchtigt werden. Die Studie wird in einer gut überwachten Population von Weißstörchen in Polen durchgeführt. Indem wir die Individuen seit ihrem frühen postnatalen Wachstum (Nestlingsstadium) verfolgen, wollen wir feststellen, inwieweit die elterlichen Futtersuchstrategien (Mülldeponien vs. Nicht-Mülldeponien) das spätere Migrationsverhalten und Überleben beeinflussen, und inwieweit diese mit Veränderungen von Biomarkern für den Ernährungs- und Gesundheitszustand auf individueller Ebene korrelieren. Darüber hinaus werden wir eine hochinnovative Technologie zur Verfolgung von Tieren einsetzen, um zu prüfen, ob das Verhalten bei der Futtersuche auf Mülldeponien von den Eltern auf die Nachkommen (oder nicht verwandte benachbarte Individuen) übertragen und in späteren Lebensphasen beibehalten wird. Das Projekt ist originell und höchst innovativ, da es mehrere Techniken aus den Bereichen Ökologie, Tierverhalten, Physiologie, Immunologie und Molekularbiologie integriert. Die Forschungsarbeiten werden von drei internationalen Teams unter der Leitung von: (1) PI Dr. Marcin Tobolka (Lead PI, Poznań University of Life Sciences, Polen), PI Dr. Andrea Flack (Max-Planck-Institut für Tierverhalten, Deutschland) und PI Dr. Valeria Marasco (Konrad-Lorenz-Institut für Ethologie, Vetmeduni Vienna, Österreich).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich, Polen
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr. Valeria Marasco; Marcin Tobolka, Ph.D.