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Soziale Gerechtigkeit in der Politik - Orientierungen von Politikern in Deutschland und den Niederlanden

Applicant Dr. Roswitha Pioch
Subject Area Sociological Theory
Term from 2000 to 2001
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5252264
 
Im ersten Kapitel wird anhand der Theorien maßgeblicher Soziologen und Philosophen die Ausgangsthese der Arbeit entwickelt: Gerechtigkeit wird in der modernen Gesellschaft nicht mehr einheitlich interpretiert. Was unter sozialer Gerechtigkeit verstanden wird, wird heute nicht mehr von einer übergeordneten Instanz, wie z.B. der Kirche, vorgegeben, sondern die Menschen entwickeln heute eigene, subjektive Vorstellungen darüber, was soziale Gerechtigkeit heißt. Die Spannweite unterschiedlicher Deutungsmuster sozialer Gerechtigkeit wird in dieser Arbeit erstmals empirisch untersucht. Die Autorin zeigt anhand eigens erhobener Interviews mit Spitzenpolitikern auf, welche Gerechtigkeitsvorstellungen Politiker in der Reformdiskussion um die Zukunft des Sozialstaates in Deutschland und den Niederlanden verfolgen. Die für den Leser nachvollziehbar dargestellte und mit einem informativen Methodenkapitel eingeleitete rekonstruktive Analyse der Gerechtigkeitsorientierungen hochrangiger Politiker in beiden Ländern bildet den Hauptteil der Arbeit. Der Ländervergleich der Gerechtigkeitsspektren am Schluß der Arbeit führt zu einer innovativen These über die Pfadabhängigkeit von Gerechtigkeitsvorstellungen und gegebenen sozialpolitischen Institutionen. Die Niederlande haben den Solidaritätsgedanken in ihrem Sozialstaat in Form einer Mindestsicherung für alle Bürger institutionell stärker verankert als das deutsche System sozialer Sicherung. In den Niederlanden findet man ein breiteres Gerechtigkeitsspektrum und eine größere Anzahl unterschiedlicher Reformvorschläge vor. Die feste Institutionalisierung von Solidarität ermöglicht den Niederländern einen kreativeren Denkhorizont in der sozialpolitischen Reformdiskussion als in Deutschland. Darin, so die Schlußthese der Arbeit, zeigt sich die Modernisierungsfunktion von solidarischen Sicherungsleistungen für eine den heutigen Herausforderungen entsprechende Gestaltung des Sozialstaates.
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