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Der missratene Ritter. Konzeptionen von Identität im Prosa-`Lancelot`

Applicant Dr. Judith Klinger
Subject Area German Medieval Studies (Medieval German Literature)
Term from 2000 to 2001
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5257076
 
Auf der Grundlage eines erkenntnistheoretischen Identitätsbegriffs beschäftigt sich meine Arbeit mit den historisch fremden Bedingungen der Konzeption und literairschen Gestaltung von Identität im Prosa-Lancelot, einem so umfangreichen wie komplexen Roman des 13. Jahrhunderts. Untersucht werden mit Hilfe mentalitätshistorischer und diskursanalytischer Verfahren zum einen die zugrundliegenden 'gedachten Ordnungen', zum anderen die literarischen Strategien der Modifikation elementarer Wahrnemungsmuster sowie kollektiver Sinn- und Regelsysteme. Bewußt werden dabei auch die Heterogenität der Romanfigur, die Brüche und Inkonsistenzen, die sich neuzeitlichen Definitionen kohärenter Identität sperren, in den Blick genommen. Gegenstandsbereiche sind im einzelnen die gattungsspezifische Adelskonzeption, die Prozesse sozialer Identitätsbildung, die Ausprägung einer Protoform von Subjektivität und deren Pathologisierung im Diskurs der Liebe, der Zerfall dynastischer Identitätkonstruktion sowie Ansätze zur Gewissensbildung im Bereich religiöser Selbsterfahrung. Die Analyse der Romanpoetik erweist zuletzt, daß 'Identität' erst mit der historisch abgeschlossenen 'Biographie' gestiftet werden kann. Im 13. Jh. handelt es sich dabei um ein gänzlich neuartiges narratives Muster, das der Roman über die Pluralisierung der Erzählperspektiven und soziokulturellen Deutungsmuster sowie die lineare Umphrasierung der Zeit- und Erzählstrukturen erst erzeugt.
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