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Warum spezialisieren? Ein umfassender Vergleich des Jagdverhaltens von Seelöwenarten
Antragsteller
Jonas Schwarz, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 525832609
Der Überlebens- und Fortpflanzungserfolg von Raubtieren ist stark von deren individuellen Jagdstrategien abhängig, die auch eine wichtige Rolle bei der Anpassungsfähigkeit von Populationen an unterschiedliche Umwelten spielen. Seelöwen nehmen als Spitzenprädatoren eine wichtige Schlüsselrolle im Ökosystem ein. Sie haben das Potenzial, die Struktur ganzer Ökosysteme durch eine Vielzahl von Mechanismen zu beeinflussen, und helfen als Zeigerarten, Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Nahrungsnetzes zu ziehen. Die Entwicklung des Jagdverhaltens von Seelöwen wurde jedoch bisher kaum erforscht, was allerdings für ein tieferes Verständnis der Folgen einer sich verändernden Umwelt für die Seelöwenpopulationen unerlässlich ist. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es daher, die Ökologie des Jagdverhaltens verschiedener Seelöwenarten und -kolonien aus unterschiedlichsten Regionen der Erde zu analysieren und die Entwicklung sowie die daraus resultierenden Folgen verschiedener Jagdstrategien zu untersuchen. Die internationale Kooperation zwischen sechs Seelöwenforschungsgruppen, die ich aufgebaut habe, ermöglicht es mir, das Tauchverhalten von adulten Weibchen verschiedener Kolonien von Galápagos-, Kalifornischen, Australischen, Südamerikanischen und Neuseeländischen Seelöwen zu vergleichen. Die notwendigen Tauchdaten wurden bereits in der Vergangenheit gesammelt, jedoch nie in einen direkten Zusammenhang miteinander gebracht. Mithilfe eines neuartigen, umfassenden und hochauflösenden Analyseansatzes, den ich im Laufe meiner Promotion entwickelt habe, werde ich die Tauch- und Standortdaten von Individuen vom Nordpazifik, den Tropen, Süd-Pazifik und Süd-Atlantik, dem östlichen indischen Ozean, sowie dem Südpolarmeer analysieren. Dies erlaubt mir, das Jagdverhalten von Seelöwen aus unterschiedlichsten Ökosystemen in noch nie dagewesenem Detail zu beschreiben, was tiefe Einblicke in die Ökologie dieser Spitzenprädatoren ermöglicht und die Unterschiede im Verhalten von Arten, Kolonien und Individuen aufzeigt. Informationen über die geografische Zone, die Stabilität der Primärproduktivität, die ozeanische Variabilität, die bathymetrische Vielfalt und die intra- sowie interspezifische Konkurrenz in den Seelöwenkolonien bilden das Fundament, um die Bedeutung verschiedenster Faktoren bei der Entwicklung des Jagdverhaltens zu analysieren. Dieser Ansatz ermöglicht ein klareres Verständnis der Rollen, die Phylogenie, Umweltfaktoren und ökologische Faktoren als Triebkräfte für die Vielfalt des Jagdverhaltens innehaben und bietet tiefere Einblicke in die Entwicklung von Verhaltenspolymorphismen. Schlussendlich werde ich die Auswirkungen des Jagdverhaltens und seiner Vielfalt, in Verbindung mit der Fischereiintensität, auf die Populationsentwicklung untersuchen. Mit diesem Schritt ermögliche ich ein besseres Verständnis der multivariaten Ursachen, die zu Variationen in den Populationsdynamiken von Seelöwenkolonien führen.
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
USA
Gastgeber
Professor Dr. Daniel Costa