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Mindestlohneffekte auf imperfekten Produkt- und Arbeitsmärkten
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527030839
Während mittlerweile in den meisten Ländern Mindestlöhne gelten, sind deren Effekte in Wissenschaft und Politik nach wie vor strittig. Insbesondere liegt kaum Evidenz vor, welchen Einfluss das Wettbewerbsumfeld von Firmen auf deren Anpassung an den durch einen Mindestlohn bewirkten Arbeitskostenschock nimmt. Ziel dieses Projektes ist es daher, im Detail zu untersuchen, wie die Marktmacht von Firmen auf ihren Arbeits- und Absatzmärkten ihre Anpassungsreaktionen auf den Mindestlohn beeinflusst. Zur Messung der Marktmacht individueller Firmen auf Absatz- und Arbeitsmärkten nutzen wir einen Schätzansatz, der auf Produktionsfunktionsschätzungen beruht und einerseits den Preisaufschlag auf die Grenzkosten auf dem Absatzmarkt und andererseits die Monopsonmacht von Arbeitgebern bzw. Monopolmacht von Arbeitnehmern auf dem Arbeitsmarkt ermittelt (je nachdem, ob die Löhne unter bzw. über dem Wettbewerbslohn liegen). Für dessen empirische Umsetzung verwenden wir mit den Amtlichen Firmendaten für Deutschland (AFiD) hochwertige administrative Firmenpaneldaten, auf deren Grundlage wir dann in drei Analysen untersuchen, wie die Marktmacht von Firmen deren Reaktionen auf den Mindestlohn beeinflusst. Als Identifikationsstrategie nutzen wir einen Dreifach-Differenzen-Ansatz auf Firmenebene, mit dem wir die Effekte der Mindestlohneinführung im Jahr 2015 in Abhängigkeit von der Marktmacht von Firmen auf dem Absatz- und Arbeitsmarkt vor der Mindestlohneinführung ermitteln. Die drei Analysen untersuchen dabei nicht nur den Einfluss von Marktmacht auf die Beschäftigungsanpassung von Unternehmen, sondern auch auf deren Produktion, Produktpreise, Produktivität und Substitution von Arbeit durch andere Produktionsfaktoren. Die Fragestellung, wie die Mindestlohneffekte vom Wettbewerbsumfeld von Firmen abhängen, ist dabei aus zahlreichen Gründen wissenschaftlich und politisch relevant. Einerseits sagen Monopsonmodelle für den Arbeitsmarkt voraus, dass Mindestlöhne Beschäftigung, Produktion und Effizienz steigern können. Unsere Untersuchung zur Verbreitung von Marktmacht auf Arbeitsmärkten und deren Einfluss auf die Mindestlohneffekte bietet mithin die Möglichkeit, die dokumentierten moderaten Beschäftigungseffekte von Mindestlöhnen zu rationalisieren und Einsichten zu deren Wohlfahrtseffekten zu erlangen. Andererseits liefern Monopolmodelle für den Absatzmarkt die Vorhersage, dass Firmen mit Marktmacht auf ihren Absatzmärkten einen Teil des Mindestlohns mittels Preissteigerungen an Konsumenten weiterreichen. Unsere Analyse zum Einfluss der Produktmarktmacht von Firmen auf die Mindestlohneffekte ermöglicht es somit, deren Einfluss auf die Wohlfahrt von Arbeitnehmern abzuschätzen und wichtige Querverbindungen von Wettbewerbs- und Arbeitsmarktpolitik offenzulegen. Wir erwarten vor diesem Hintergrund, dass die Ergebnisse dieses Projekts über die ökonomische Grundlagenforschung hinaus eine hohe Politikrelevanz besitzen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen