Detailseite
Projekt Druckansicht

Pop-up 3D – Digitalisierung und interaktive Visualisierung historischer Spielbilderbücher in wissenschaftsgeleiteter Praxis

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527302005
 
Während die Aktivitäten von Bibliotheken und Museen auf dem bislang nur in Ansätzen erschlossenen Feld der 3D-Digitalisierung vorwiegend statische Artefakte adressieren, geht das in Kooperation mit der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) geplante Projekt der Staatsbibliothek zu Berlin (SBB) einen Schritt weiter, indem es Bewegungsbücher in ihrer charakteristischen, die Modi konventioneller Buchnutzung überschreitenden Interaktivität in den Blick nimmt. Denn solche kinetischen Buchobjekte unterscheiden sich vom Standardkodex durch ihre flexiblen Bedienelemente – meist Ziehlaschen oder Drehscheiben –, wie sie in mittelalterlichen Volvellen ebenso zu finden sind wie in zeitgenössischen Pop-up-Comics. Als populärste und am weitesten ausdifferenzierte Erscheinungsform der von der Forschung immer stärker beachteten Mediengattung der Bewegungsbücher gelten Spielbilderbücher. In Reaktion auf den Material Turn der Geistes- und Kulturwissenschaften, durch den beschriftete Artefakte in ihrer Dinghaftigkeit in den Forschungsfokus rücken, zielt das Vorhaben primär darauf, eine für das gesamte typologische Spektrum von Spielbilderbüchern repräsentative Auswahl von Werken zu digitalisieren und dauerhaft im Open Access zugänglich zu machen – unter Erhalt ihrer spezifischen Interaktivität. Dazu soll anhand eines exemplarischen, für zahlreiche Disziplinen relevanten Referenzkorpus von 100 Spielbilderbüchern des 19. und frühen 20. Jahrhunderts aus den Sammlungen der SBB ein von ihr mit Unterstützung des BMBF entwickeltes generisches Konzept zur wissenschaftsgeleiteten Digitalisierung kinetischer Buchobjekte umgesetzt werden. In Kooperation mit NFDI4Culture, in deren Kontext SBB und Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) den Bereich der 3D-Digitalisierung mitverantworten, wurde das empfohlene Vorgehen jüngst nochmals auf seine Praxistauglichkeit sowie im Dialog mit Forschenden verschiedener Fächer auf seine Wissenschaftsadäquanz überprüft. Jedoch ist es nicht alleine der herausragende, von der Sammlung der DNB komplementierte Bestand der SBB an historischen Spielbilderbüchern – eine weltweit nur selten systematisch gesammelte Medienform – sowie die Erfahrung ihrer Restaurierungswerkstatt mit der Behandlung hochfragiler Papiermechaniken, die sie für dieses Vorhaben qualifizieren. Hinzu kommen Expertise und Infrastrukturen des Zentrums für Digitale Kulturelle Materialitäten, das den Einrichtungen der SPK als Core Facility auf den Feldern von 3D-Digitalisierung und -Visualisierung zur Verfügung steht. Gerade auch mit Blick auf die Vielfalt ihrer Sammlungen – so das sekundäre Projektziel – begreift die SBB dieses Vorhaben insofern zugleich als Beitrag zur Etablierung von Standards der wissenschaftsgeleiteten digitalen Replikation dynamisch-interaktiver Kulturobjekte wie Astrolabien, Retabeln und Automaten – idealerweise unter Beteiligung am Prozess der selbstorganisierten Weiterentwicklung der DFG-Praxisregeln Digitalisierung.
DFG-Verfahren Digitalisierung und Erschließung (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
Mitverantwortlich Frank Scholze
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung