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Die Entwicklung des Gerichtsverfahrens in der spätmittelalterlichen Stadt Lübeck, Köln und Konstanz im Vergleich

Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung von 2001 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5285408
 
Nördlich der Alpen erlebte die Konfliktregelung vor Gericht im Spätmittelalter eine tiefgreifende Umgestaltung. Insbesondere die Gerichte in der Stadt haben hier neue Verfahrensformen ausgebildet. Das Projekt untersucht die Entwicklung der Prozessformen in den Städten Lübeck, Köln und Konstanz für die Zeit vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zu den Stadtrechtsreformationen (15./16. Jahrhundert) auf systemtheoretischer Basis.Vor dem Hintergrund der Systemtheorie gewinnt die Frage nach der Form des Prozesses besondere Relevanz, da nach dieser Theorie die Gestaltung des Verfahrensablaufs selbst einen entscheidenden Beitrag zur Akzeptanz der Gerichtsentscheidung leisten kann. Kurz zusammengefasst gilt für das moderne Gerichtsverfahren als wesentlich, dass es die Bearbeitung des Streits in einen spezifischen institutionellen und kommunikativen Raum zu überführen weiß, wodurch die Prozessbeteiligten aus ihrem sonstigen sozialen Kontext gelöst werden. Insbesondere die Parteien werden so dazu gebracht, innerhalb dieses Rahmens an vielen kleinen Teilentscheidungen mitzuwirken, so dass ein anschließender Protest gegen das Endurteil schwerer zu vermitteln und nach außen darstellbar ist.Die skizzierte Theorie ist auf der Basis der Analyse des Gerichtsverfahrens der modernen Gesellschaft entwickelt worden. Eine einfache Übertragung auf die Verhältnisse in der mittelalterlichen Stadt verbietet sich daher von vornherein. Für die Untersuchung der Konfliktbearbeitung in den spätmittelalterlichen Stadtgesellschaften, in denen es schnell aufgrund kleinerer Auseinandersetzungen zwischen Bürgern zu breitem Aufbegehren kam, hat die Einsicht, dass dem Verfahrensablauf selbst ein entscheidendes Potential für die Akzeptanz einer gerichtlichen Entscheidung und die Kanalisierung von Protesten zuzuweisen ist, zentrale Bedeutung. Das Forschungsvorhaben fragt deshalb gezielt danach, welchen spezifischen Beitrag die verschiedenen in der mittelalterlichen Stadt zu beobachtenden Verfahrensformen zu einer Eingrenzung solcher Konflikte leisteten.Die Zielsetzung verlangt nach einer genauen Analyse der konkreten Kommunikationspraxis vor Gericht. Methodisch soll dies im Rückgriff auf unterschiedliche, einander ergänzende Quellengattungen angegangen werden: Erstens ist die Rechtsliteratur der Zeit, die Erläuterungen zum Verfahrensgang gibt, heranzuziehen. Zweitens sind normative Quellen zu berücksichtigen. Der Schwerpunkt ist drittens jedoch auf die in Rats- und Gerichtsprotokollbüchern enthaltenen Aufzeichnungen über Prozesse zu legen, wobei die hier oft nur sehr knappen Informationen durch Hinzuziehung der oben genannten, stärker ´erzählenden´ Quellentypen aufzuschließen ist.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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