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Chronologie und Architektur von Chahartaqi ("Vier Bögen"): Spätantike Landschaftsdynamik in Persien

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 529810194
 
Als chahartaq(i) bezeichnete Bauten gehören zu den bekanntesten Elementen traditioneller Iranischer Architektur. Der Name, der übersetzt „vier Bögen“ bedeutet, ist eine moderne Bezeichnung für quadratische Gebäude, bei denen vier Bögen, die in starken Eckpfeilern ruhen eine zentrale, runde Kuppel tragen. Diese spezifische Architekturform fand ihre Verbreitung vom 2. bis mindestens in das 7. Jh. n. Chr., d.h. von der späten Arsakidenzeit bis in die Zeit des frühen Islam mit einem deutlichen Schwerpunkt in der Sasanidenzeit. Einige hundert, oft sehr gut erhaltene Beispiele oder Ruinen von chahartaqi sind bislang in der iranisch geprägten Welt (Iranshahr) bekannt geworden. Chahartaqi können Einzelgebäude sein, sind aber meist integrierte Komponenten von Gebäudekomplexen, wie z.B. im Word Heritage site von Sarvestan. Chahartaqi sind seit dem 19. Jh. als zoroastrische Feuertempel identifiziert worden und bilden einen wesentlichen Aspekt der Beschreibung der religiösen Landschaft der Antike und zoroastrischer ritueller Praktiken. Die weitverbreitete Idee, dass chahartaqi die typische Form zoroastrischer Feuertempel darstellen, hat allerdings auch gelegentlich Kritik erfahren. Diese Unsicherheit bezüglich der Funktion der chahartaqi ist in besonderem Maße verknüpft mit den bautypologischen Abweichungen untereinander, unserer lückenhaften Kenntnis der absoluten Datierung der einzelnen Bauwerke und ihrer Beziehung zur umgebenden Landschaft. Diese drei Aspekte bilden den Kern des interdisziplinären Projektes CHARTAQ. In diesem Projekt gehen wir davon aus, dass (i) die meisten der chahartaqi im iranischen Hochland, mit einem Schwerpunkt in der Region Fars, aus der Sasanidenzeit stammen; (ii) dass chahartaqi meistens Teile multifunktionaler Komplex waren, die in bestimmten Distanzen zu einander an herausgehoben wichtigen Stellen entlang von antiken Kommunikationsrouten lagen; (iii) dass bei der Standortwahl bestimmte Beziehungen zu natürlichen Elementen (Nähe zu Wasserressourcen, Höhen und Vegetation) und Distanzen zu Siedlungen entscheiden waren. Um diese Hypothesen zu auszuarbeiten, wollen wir eine Auswahl von chahartaqi untersuchen, deren Auswahl auf verschiedenen Kriterien beruht, insbesondere der Verfügbarkeit von Archivmaterialien, archäometrischen Materialien, die exakte Datierungen ermöglichen, und weiteren archäologischen Quellen, insbesondere Fernerkundungsdaten. Diese Orte werden in einem genuin interdisziplinären Ansatz, der bauhistorische Verfahren, teilweise neu entwickelte Methoden der Achäometrie und landschaftsarchäologische Ansätze kombiniert, in drei „work packages“ (WP1: Historical Review; WP2: Archaeometry; WP3: Landscape Archaeology) untersucht. Das Projekt wird auf diese Weise zahlreiche neue Daten gewinnen und die Diskussion über eine zentrale Gebäudeform der Spätantike, ihre Datierung und ihre Bedeutung in Gebäudekomplexen und für die Gestaltung von Landschaften auf eine neue Basis stellen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich
Kooperationspartner Professor Dr. Morteza Djamali
 
 

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