Mechanismen extraversionsbasierter Modulation dopaminerger Substanzeffekte
Final Report Abstract
Mit dem im Vorgangerprojekt erstmals berichteten posterioren vs. anterioren Theta-Index wurde ein vielversprechender EEG-Indikator für dopaminerge Aspekte der Persönlichkeit unter Ruhebedingungen vorgestellt (Wacker, Chavanon & Stemmler, 2006). Die vorliegenden Befunde zeigen, dass sich die Befunde für den Theta-Index replizieren lassen. Zum einen konnte das vorliegende Projekt die Unterschiede unter unmedikamentiertem Zustand replizieren und eine neurale Quelle des Indexes aufdecken. Zumindest unter Ruhebedingungen ist der Theta-Index zum großen Teil ein Spiegel der Theta-Aktivität im rostralen anterioren Zingulum. Auch die Befunde unter pharmakologischer Manipulation mit Sulpirid ließen sich replizieren und auf zwei weitere Dosierungen erweitern. Auch dieser Befund spricht für die Robustheit und Validität des Theta-Index als dopaminerg sensitives EEG-Maß. Die Befunde der Studie haben zudem auch weitreichende theoretische und praktische Implikationen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Introvertierte auf einer Balance-Dimension post- und präsynaptischer Sensitivitat eher eine präsynaptische Reaktivität aufweisen, wohingegen Extravertierte eher postsynaptisch reaktiver erscheinen. Ferner deutet sich an, dass Introvertierte insgesamt leichter aus ihrem physiologischen Niveau auslenkbar sind. Bei hochgeübten Aufgaben bleiben differentielle Leistungseinbußen oder Leistungsverbesserungen durch Sulpiridverabreichung aus, so dass eine Beeinflussung von vermutlich eher leichten Aufgaben mit stärker attentionalen Komponenten durch die Auslenkung aus dem natürlichen Grundniveau nicht erfolgt. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass in diesem Projekt ein substanzieller Beitrag zur Bestätigung des Konstrukts der dopaminergen / agentischen Extraversion geleistet werden konnte. Ferner konnte ein bedeutsamer Impuls für das funktionale Verständnis der posterioren vs. anterioren Theta-Aktivitat gegeben werden. Die erfolgreiche Validierung des posterioren vs. anterioren Theta-Aktivitats-Index als Biomarker für dopaminerge Aspekte der agentischen Extraversion und die Aufdeckung differentieller Sensitivitat für die beiden Wirkungsphasen von Sulpirid können als wesentliche Ertrage des Projekts herausgestellt werden. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass sich die Befunde natürlich auf die Wirkungsweisen eines dopaminergen Antagonisten beschranken. Aussagen über die differentielle Sensitivitat Extravertierter und Introvertierter für dopaminerge Agonisten können nicht inferlert werden, da eine hohe Empfindlichkeit für dopaminerge Antagonisten wahrscheinlich nicht mit einer analogen Sensitivitat für agonistische Manipulationen einhergeht (Rammsayer, 2000). Dennoch haben die vorliegenden Befunde indirekt auch Implikationen für die biologische Extraversionsforschung mit Agonisten, da sich allgemeine Empfehlungen ableiten lassen. So empfiehlt es sich für weitere pharmakologische Untersuchungen zu dopaminergen Grundlagen der Extraversion aufgrund der vorliegenden Befunde: a) mittlere Dosierungen zu verabreichen, da diese anscheinend zuverlässige Responses an beiden Polen der Extraversionsdimension erzeugen; niedrigere Dosierungen können hingegen bei Extravertierten wirkungslos bleiben. b) mindestens drei Messzeitpunkte mit ein- bis zweistündigem Intervall zu realisieren, um spezifische prä- und postsynaptische Wirkungen der Präparate für Introvertierte und Extravertierte abschätzen zu können, da diese - wie hier gezeigt werden konnte - existieren und über e\n enormes Erkiarungspotential verfügen.
Publications
- (2009). Agentic extraversion and dopamine: Evidence from pharmaco-EEG studies in healthy volunteers. In: W. Gardner, S. Gosling, & J. Simpson (Eds.). 10th Annual Meeting of the Society for Personality and Social Psychology
Wacker, J., Chavanon, M.-L., & Stemmler, G.
- (2009). Agentische Extraversion = Dopaminerge Extraversion? Hinweise zu Indikatoren und Mechanismen aus einer pharmakologischen EEG-Studie. In: M. Schmitt, C. Altstötter-Gleich, A. Baumert, F. Dislich, C. Reither, N. Thomas, A. Zinkernagel (Eds.), Beiträge zur 10. Fachgruppentagung Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und Psychologische Diagnostik (p. 56). Lengerich: Pabst
Chavanon, M.-L., Wacker, J., & Stemmler, G.
- (2009). Posterior versus frontal EEG theta activity as a biological marker for dopaminergic extraversion. Psychophysiology, 46, S71
Chavanon, M.-L., Wacker, J., & Stemmler, G.