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Das Recht zu erobern – Die Legitimation von Eroberungen im frühen und hohen Mittelalter

Antragstellerin Dr. Anne Foerster
Fachliche Zuordnung Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 531882802
 
Eroberungen bedurften auch im früheren Mittelalter (ca. 500 bis ca. 1150) der Legitimation. Diese der bisher gängigen Forschungsmeinung widersprechende Aussage wird mit dem anvisierten Projekt validiert. Der Nachweis der Rechtfertigungsbedürftigkeit von militärischen Herrschaftserweiterungen wird weitreichende Konsequenzen für die Erforschung des Konzepts ‚Eroberung‘, aber auch von Krieg und Herrschaft in dieser Zeit haben. Darüber hinaus schließt das Projekt eine Forschungslücke in der Mediävistik, denn die Legitimierung von Eroberungen wurde bisher nie konzentriert in den Blick genommen. Ein auf Eroberungserzählungen fokussierter Blick lässt erkennen, was durch die Häufigkeit, mit der Konflikte in dieser Zeit militärisch ausgetragen wurden, und die zeitgenössische Erwartungshaltung gegenüber den Herrschenden, sich im Krieg zu bewähren, verschleiert wird: ein Bedürfnis, den Eroberungskrieg und die gewaltsame Herrschaftsübernahme zu rechtfertigen – vor Gott und den eigenen Leuten, teilweise aber auch gegenüber Dritten. Offenbar musste man dem Verdacht, man habe aus Habgier zu den Waffen gegriffen, insbesondere dann begegnen, wenn durch den Krieg neues Land erworben und die eigene Herrschaft ausgeweitet wurde. Anders als gemeinhin angenommen rekurrierte man dabei auch im früheren Mittelalter auf die Idee des gerechten Krieges, deren Zusammenspiel mit anderem Gedankengut wie dem der Barbarenbekämpfung, der Verteidigung des Glaubens oder auch des Heiligen Krieges zu untersuchen ist. Über den bloßen Nachweis des rechtlich-moralischen Diskurses und den Wissensbeständen, die ihn formten, sollen auch die narrativen Strategien und Argumenten ermittelt werden, mit denen Eroberungen legitimiert und zuweilen auch delegitimiert wurden. Dabei ist zu beobachten, wie die zugrundeliegenden politischen Ideen zusammenwirkten, in Konkurrenz traten oder verschmolzen und inwieweit sich zu bestimmten Zeiten Konjunkturen der einen oder anderen Idee abzeichneten. Die Erforschung des Eroberungsdiskurses erfolgt auf einer breiten Quellengrundlage. Im Zentrum stehen historiografischen Werke, die mittels Dichtung, Briefen und Urkunden, hagiographischer Zeugnisse, normativer Quellen sowie theologischer Traktate kontextualisiert werden. Methodisch stützt sich die Arbeit dabei auf eine Verbindung ideen- und diskursgeschichtlicher Ansätze sowie Anleihen aus der Narratologie. Der geografische Fokus liegt auf dem Franken- sowie dem ostfränkisch-deutschen Reich, dessen Herrscher sich immer wieder als Eroberer hervorgetan haben. Zu nennen sind Chlodwig I., Karl der Große, Heinrich I. und Otto der Große, um deren Lebenszeiten sich die ersten drei Untersuchungszeiträume gruppieren. Der vierte umfasst die Zeit der ersten beiden Kreuzzüge, die mit der Verknüpfung von Krieg und Eroberung mit Pilgerschaft und Buße neue Formen der Legitimation hervorbrachten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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