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Japans neue Spiritualität

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5320213
 
Im Gefolge der Wirtschaftsflaute und vor dem Hintergrund einschneidender Ereignisse wie dem Erdbeben von Kôbe und dem Giftgasanschlag der neureligiösen Vereinigung Aum Shinrikyô wuchs in Japan ein Gefühl von Krise und Verunsicherung. Man bezeichnete die 90er Jahre sogar als verlorene Dekade. Stimmen wurden laut, die den Wunsch nach Sinnfindung und "Heilung" formulierten. Bereits seit den 80er Jahren widmeten sich japanische Literaten, Denker, Kritiker und Künstler der Suche nach möglichen neuen Orientierungsmomenten. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach der "indigenen" Identität Japans. Von ihrer Wiederentdeckung erwartete man sich zukunftsweisende Perspektiven. "Indigene" Identität wurde und wird bis heute häufig über eine japanische wahlweise "asiatische Spiritualität" definiert, die sich aber bei näherer Betrachtung nicht selten als ein westliche Projektionen inkorporierendes Konzept von Religiosität herausstellt. Während sich diese Studie den ethno-romantischen, oft einem nostalgischen Nationalismus verpflichteten, religiös inspirierten Selbstfindungs- und Selbstbehauptungsdiskursen der intellektuellen Szene Japans und ihrer Signifikanz für das japanische Selbst- und Fremdbild im allgemeinen widmet, berücksichtigt sie anhand von Erörterungen zahlreicher repräsentativer Arbeiten bekannter und weniger bekannter Autoren ebenso die literarische Behandlung des Themas Religion im gegenwärtigen Japan; analysiert werden Texte von Ôe Kenzaburô, Nakagami Kenji, Murakami Haruki, Tatematsu Wahei, Yoshimoto Banana, Murakami Masahiko, Beat Takeshi und Hirano Kei´ichirô. Über die Analyse des "spirituellen Diskurses" als einem in dieser Bandbreite gesichteten Phänomen wird mit "Japans Neue Spiritualität" ein Psychogramm der japanischen Gegenwartsgesellschaft und ihrer im Westen noch wenig zur Kenntnis genommenen kulturschaffenden Vertreter erstellt. Der hier vorgelegte Einblick in den aktuellen japanischen Kulturdiskurs, in die literarischen Adaptionen des Religiösen sowie in die Mechanismen der japanischen "Identitätsindustrie" erschließt japanologisches Neuland und ist dazu intendiert, einem differenzierten, zeitgemäßen Japanbild eine weitere wichtige Facette hinzuzufügen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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