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Eine komputationelle Implementierung des "Swinging Lexical Network"-Modells der Sprachproduktion

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Rasha Abdel Rahman; Dr. Fritz Günther
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 532390335
 
Frühere Verhaltensstudien zu semantischen Effekten in der Sprachproduktion haben scheinbar widersprüchliche Kontexteffekte beobachtet: In einigen Studien führte die Anwesenheit von semantisch verwandten Distraktoren (z.B. das Wort "LÖWE" während die Versuchsteilnehmer das Bild eines Tigers benennen sollten) zu einer Erleichterung (d.h. schnellere Antworten), während andere Studien Interferenzen (d.h. langsamere Antworten) beobachteten. Um diese Effekte in einem einheitlichen, umfassenden Modell zu erklären, haben Abdel Rahman und Melinger (2009, 2019) das Swinging Lexical Network Model der Sprachproduktion vorgeschlagen. Dieses Modell stützt sich auf zwei Kernannahmen: (1) es nimmt Priming auf der konzeptuell-semantischen Ebene als Folge einer sich ausbreitenden Aktivierung (spreading activation) an (und zu schnelleren Reaktionen bei semantisch verwandten Kontextwörtern führt), aber gleichzeitig auch von Wettbewerb bei der Wortauswahl auf der lexikalischen Ebene (da nur ein Wort für die Produktion ausgewählt werden soll), und (2) es nimmt an, dass das Ausmaß von Primings und des Wettbewerb nicht nur aus der Aktivierung des Ziel- und Kontextwortes bzw. -konzepts resultiert, sondern auch durch eine ko-aktivierte Kohorte beeinflusst wird - andere Konzepte, die während der Verarbeitung durch diese aktiviert werden und sich aber auch wechselseitig aktivieren (wie in unserem Beispiel "Leopard" oder "Katze"). Wie die Autoren einräumen macht die Tatsache, dass es sich bei diesem Modell derzeit um eine rein verbale Theorie handelt, die noch nicht komputationell implementiert ist, es jedoch sehr schwierig, seine tatsächliche Erklärungskraft und empirische Validität gründlich zu bewerten. Ziel des vorliegenden Projekts ist es, diese komputationelle Implementierung und empirische Bewertung zu liefern. Dieses Modell besteht aus den folgenden Komponenten: (I) Wir werden distributionelle semantische Modelle/word embeddings als state-of-the-art Modell des semantischen Gedächtnisses verwenden, und (II) den Konstruktions-Integrations-Algorithmus von Kintsch (1988) anwenden, um die wechselseitige Ko-Aktivierung der Kohorte zu modellieren. Wir gehen weiterhin von vereinfachten Annahmen über (III) die Aktivierungausbreitung zwischen der semantischen und der lexikalischen Ebene und (IV) die Selektion auf der lexikalischen Ebene aus. Das erste Arbeitspaket konzentriert sich darauf, dieses Modell zu implementieren und das implementierte Modell der Forschungsgemeinschaft zugänglich zu machen. Das zweite Arbeitspaket konzentriert sich auf die Schätzung der freien Parameter des Modells aus bereits existierenden und veröffentlichten Studien über semantische Kontexteffekte in der Sprachverarbeitung. Das dritte Arbeitspaket schließlich konzentriert sich auf die empirische Validierung des Modells in experimentellen Studien, wobei neues Item-Material generiert wird, für das gemäß den Modellvorhersagen spezifische Kontexteffekte zu erwarten wären.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartnerin Dr. Alissa Melinger
 
 

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