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Die Turmspringer von Pentecost. Mythos, Ritual, Grenzerfahrung

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2001 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5326558
 
In Bunlap, einem Dorf auf der Insel Pentecost im Vanuatu Archipel, findet alljährlich ein spektakuläres Ereignis statt. Die Männer des Dorfes bauen im März und April einen 30 Meter hohen Turm aus Bambus, von dem sie an bestimmten Tagen im April kopfüber herunterspringen. Dabei werden sie nur von um die Fußknöchel gebundenen Lianen gesichert. Film- und Fotoaufnahmen zeigen, dass dieser Brauch seit vielen Jahrzehnten weitgehend unverändert durchgeführt wird. Die ethnologische Forschung hat sich diesem Phänomen bislang nur sehr unzureichend gewidmet, obwohl der Brauch einige zentrale theoretische Fragen aufwirft. Einerseits besitzt er Merkmale mythisch geprägten kultischen Handelns, andererseits ist es flexibel genug, um auch in "säkularisierten" Handlungsbezügen eine Rolle zu spielen. Bis heute ist unklar, um welche Art "Veranstaltung" es sich bei diesem Phänomen eigentlich handelt. Das Turmspringen beinhaltet zwar Elemente von Fruchtbarkeits-, Initiations- und melanesischen "Grade taking" Ritualen, bei genauem Hinsehen ist aber fraglich ob es sich überhaupt um ein Ritual handelt. Folgt man Viktor Turners Ritualtheorie, und hier im besonderen seiner "liminalliminoid" Differenzierung, muss man zu dem Schluss kommen, dass das Turmspringen eigentlich kein gesellschaftlich relevantes Ritual ist, sondern eher eine Art Spiel. Ziel der Forschung ist die ethnographische Erfassung des Turmspringens und dessen theoretische Einordnung unter Berücksichtigung sowohl ethnologischer als auch religionswissenschaftlicher Aspekte.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Beteiligte Person Professor Dr. Ulrich Berner
 
 

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