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Würzburg: Häuserbuch ohne Häuser Die sozialgeschichtliche und topographische Rekonstruktion einer untergegangenen Stadt durch Auswertung und Zusammenführung verschiedenartiger Archivaliengattungen des 17. bis 19. Jahrhunderts

Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 532989948
 
Bis heute ist Würzburg eine Stadt ohne Häuserbuch, mit Häusern ohne Geschichte. Die Ursache für dieses Wissenschaftsdefizit ist, dass die Verbindung zwischen den Archivalien, d.h. der Geschichte der Stadt, und der jetzigen Bebauung in den meisten Fällen nicht mehr existiert. Der Projektname »Häuserbuch ohne Häuser« trägt damit auch dem Umstand Rechnung, dass aufgrund des Totalverlustes der Gebäude in Folge des letzten Krieges nicht – wie sonst bei »traditionellen« Häuserbüchern üblich – objektorientiert gearbeitet werden kann. Statt – wie von früheren Häuserprojekten meist betrieben – primär die Architektur und Geschichte der Gebäude, begleitet von Plänen und Fotografien, und unter Vernachlässigung der Eigentümer und Bewohner, zu beschreiben, wertet das hier vorgestellte Projekt die Ergebnisse der Kombination verschiedenartiger Archivalien mit Hilfe einer Datenbank aus. Das Projekt antwortet auf das skizzierte Forschungsdesiderat mit ineinandergreifenden konzeptionellen und methodischen Lösungen, indem es quellenbasiert die Grundlagen der Stadt- und Baugeschichte Würzburgs erschließt und rekonstruiert. Diese sind darauf ausgerichtet, synergetisch und interdisziplinär produktiv zu werden, so dass sie für weitere Forschungsbereiche über den hier beschriebenen Kontext hinaus nutzbar gemacht werden können. Die beteiligten Projektpartner zeigen, dass dieser Anspruch nicht nur Wunsch und Vision ist: Universität, Bodendenkmalpflege, das fränkische Landesmuseum und das städtische und staatliche Archiv Würzburgs bringen sich in das Projekt ein und partizipieren unmittelbar und öffentlichkeitsrelevant an den Ergebnissen. Kirchen-, Steuer- und Rechnungsbücher, Bürgermatrikel wie auch Besitzübertragungen, Schuldverschreibungen und Prozessprotokolle liefern, in Verbindung zueinander gelesen, nicht nur Informationen zu historischen Bauten, sondern auch zur Geschichte der Personen, die die Häuser erbaut, bewohnt und veräußert haben. Dadurch wird die stadtgeschichtliche Stadtforschung – nach der Stagnation seit den 1970er Jahren – einen Aufschwung erfahren und das Projekt überschreitet die Ebene eines „herkömmlichen“ Häuserprojekts. Die aus unterschiedlichen Quellengattungen errichtete Datenbank wird zukünftigen (kunst)historischen, wirtschaftswissenschaftlichen oder soziologischen Projekten nicht nur als Grundlage dienen, sondern sie kann auch entsprechend der jeweiligen Fragestellung von den Nutzern ergänzt und erweitert werden. Nachhaltigkeit, Erweiterbarkeit, Anschlussfähigkeit und die sich daraus ergebenden Synergieeffekte sind somit die Grundlagen des Projekts, von dem nicht nur die eingangs beteiligten Institutionen profitieren werden. Denn es handelt sich um ein Projekt, das auch Modell für weitere Städte sein kann, die einen ähnlichen Verlust an Bauwerken, Archivalien wie auch Überlieferungsbrüche zu erleiden hatten.
DFG-Verfahren Digitalisierung und Erschließung (Wiss. Literaturversorgung und Informationssysteme)
 
 

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