Project Details
The consumption of alcoholic beverages on the eve of Industrial Revolution. The regions of Aachen and Manchester in comparison (1700-1850)
Applicant
Professor Dr. Gunther Hirschfelder
Subject Area
Social and Cultural Anthropology and Ethnology
Term
from 2001 to 2002
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5329936
Das Leben war am Beginn des Industriezeitalters hart, und viele Menschen tranken Unmengen von Alkohol, um das Elend zu vergessen - so lautet die gängige Forschungsmeinung. Das alles ganz anders war, beweist die im Druck befindliche Mikrostudie. Dabei schließt sie eine empfindliche Forschungslücke, denn über den Alltag an der Wende vom Agrar- zum Industriezeitalter ist kaum etwas bekannt. Die Studie betrachtet den Kulturwandel der Zeit zwischen 1700 und 1850 durch die Brille der Trinkgewohnheiten, weil sie aus ordnungspolitischen wie fiskalischen Gründen von allen Lebensäußerungen den deutlichsten Niederschlag in den Quellen gefunden haben. Im Fokus stehen die beiden frühindustriellen Zentren schlechthin: das rheinische Aachen und das nordenglische Manchester, die erste Fabrikstadt der Welt. Der Beschreibung und Analyse der Trinkstätten- und Gelegenheiten folgt die vergleichende Betrachtung der trinkenden Menschen, also der klassischen Themen Schicht-, Geschlechts- und Altersspezifik. Aber auch die alkoholfreien Drogen werden analysiert - mit dem überraschenden Ergebnis, dass es eine ausgefeilte Opiumkultur gab, die erst im 19. Jahrhundert an Bedeutung verlor. Letztlich dient der Alkoholkonsum in der Studie aber nur als Hilfsmittel, um die Faktoren des kulturellen Wandels herauszufiltern. Dabei kommt Hirschfelder zu dem Ergebnis, dass Aspekte wie Ansehensverlust der alkoholischen Getränke, zunehmende gesellschaftliche Ausgrenzung der Frauen, neue Diskussionen um den Jugendschutz und die Menschenwürde oder eine stärkere Trennung der einzelnen Gesellschaftsschichten nur bedingt Ergebnis der Industrialisierung waren. Viel markanter, so das Fazit, waren die Einflüsse der politischen Strukturen sowie vor allem des mentalen Wandels als Folge der Aufklärung, der Genese eines urbanen Bürgertums und der Herausbildung eines neuen europäischen Werte- und Normensystems.
DFG Programme
Publication Grants