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Sprache und Musik in Mandinka-Erzählungen

Antragstellerin Dr. Katrin Pfeiffer
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5330400
 
Gegenstand der Untersuchungen sind fiktionale Erzählungen der Mandinka aus Gambia/Westafrika. Die als Taaling bezeichneten Texte dieses Genres werden im informellen Rahmen mündlich tradiert und vermitteln über den Umweg der Uterhaltung die Werte und Normen der Mandinka-Gesellschaft. Zum Großteil werden Taaling von Frauen erzählt.Daher werden darin häufig frauenspezifische Themen wie z.B. Kindererziehung und die Beziehung zum Ehemann oder zu den Co-Frauen behandelt.In zwei Dritteln der Taaling sind Lieder enthalten. Diese spielen durch ihre textliche und musikalische Gestaltung eine wichtige Rolle für die Memorierbarkeit der Texte, und daher sind alle Liedbeispiele in Form musikalischer Notationen angeführt. Zusätzlich liegt der Arbeit eine CD mit den Musikbeispielen bei. Musikologische Analysen im Bereich der afrikanistischen Erzählforschung wurden bisher weitgehend ausgespart. Zu Mandinka-Erzähltexten gibt es ohnehin nur wenig Literatur. Nicht zuletzt daraus ergab sich der Bedarf nach einer interdisziplinären Arbeit zu Mandinka-Taaling aus den Bereichen Erzählforschung und Musikwissenschaft. Schwerpunkt der Arbeit ist die Klärung des Grades von Konstanz und Varianz der Taaling innerhalb der individuellen Repertoires und zwischen den Repertoires verschiedener Erzählerinnen. Dafür war der detaillierte Vergleich verschiedener Vorträge identifizierbarer Taaling notwendig. Anhand der exemplarischen Gesamtpräsentation von Vorträgen dreier Erzählerinnen kann die Analyse nachvollzogen werden. Ein wesentlicher Diskussionspunkt ist die häufig in der Erzählforschung vertretene Ansicht, es seien lediglich die Erzählungen eines oder mehrerer Völker miteinander zu vergleichen und nach inhaltlichen Gesichtspunkten zu kategorisieren. Die Verfasserin tritt dem entgegen, indem sie das Augenmerk auf die einzelnen Erzählerinnen lenkt, die sich als individuelle Küstlerinnen in lineare Tradierungsketten einreihen. Die Einzigartigkeit des Repertoires einer jeden Mandinka-Erzählerin wird vor allem durch die genaue Analyse und den Vergleich der gesungenen Abschnitte einer identifizierbaren Taaling aus dem individuellen Repertoire ersichtlich. Datengrundlage bilden Taaling aus einer Textsammlung, die für ein Texteditionsprojekt zusammengestellt und zum Teil 1997 veröffentlicht wurde. Zusätzlich zur Analyse der Erzähl- und Gesangsmerkmale wurden Ergebnisse von Interviews mit 18 verschiedenen Erzählerinnen eingearbeitet. Dadurch ergaben sich detaillierte Informationen zum Taaling-Erzählen und Tendenzen bezüglich der Memorierstrategien. Für die Memorierung der Taaling bedarf es der Kenntnis der eingefügten Lieder, die ihrerseits - ausgehend von bestimmten Wörtern als Hinweisreizen - anhand von Akzentuierung, Melodie und textlichen Zeilen sowie ihrem emotionalen Gehalt formuliert werden können. Über die Analyseergebnisse hinaus gewährt die Dissertation Einblicke in vielfältige Aspekte der gambischen Mandinka-Gesellschaft und bietet Ansatzmöglichkeiten zu weiterführender Forschung.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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