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Mysterium Melancholie. Studien zum Werk Innokentij Annenskijs
Antragstellerin
Dr. Isabelle Guntermann
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5332686
Die Dissertation behandelt die Melancholie in der russischen Moderne unter besonderer Berücksichtigung des Altphilologen und Dichters Innokentij Annenskij. Zunächst wird ein historischer Überblick über die abendländische Melancholie gegeben. Die Melancholie wird, da sie als schwarze Galle empirisch nicht nachweisbar ist, zunehmend aus dem medizinischen Diskurs hinaus- und in ästhetische Bereiche abgedrängt. Ein zweites Kapitel widmet sich einer methodologischen Reflexion über die literarische Melancholie. Analog zur medizinischen Bestimmung der Melancholie als Symptom ohne Ursache wird eine melancholische Textualität als Häufung von Signifikanten gedeutet, deren Signifikatbezug ungesichert ist. Das dritte Kapitel untersucht den Status der Melancholie in Rußland. Ausgehend von einer geopsychischen Topographie der russischen Seele wird die Moderne als ein Paradigma für kulturelle Melancholien herausgegriffen. Exemplarisch für die depressive Grundstimmung um 1900 steht Annenskij. Entgegen der gängigen Folklorisierung seiner Person als Ikone eines leidenden Rußland wird die These aufgestellt, daß Annenskijs Melancholie eine immanent ästhetische Funktion hat, indem sie als spezifische Text(de)konstruktion dient. Ein letztes Kapitel beleuchtet Annenskijs Beschäftigung mit den antiken Mysterienkulten. Für ihn gründet die antike Tragödie in den Dionysischen Initiationsritualen, die durch rituelles Weinen eine kathartische Reinigung von depressiven Gemütszuständen anstreben. Auch Annenskijs Tragödie "Famira kifared" stellt sich als ein solcher melancholischer Weiheakt dar.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen