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Die Bewegung der Blockfreien Staaten und die Dekolonialisierung des Museumsfeldes: Antikoloniale Museen in Jugoslawien (1961–1989)
Antragstellerin
Dr. Natasa Jagdhuhn
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 533698684
Das neu erwachte akademische Interesse am Erbe der Bewegung der Blockfreien Staaten geht einher mit einer Wiederbelebung der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussionen über die Dekolonialisierung des Museumsfeldes. Dieses Projekt vereint beide Themenbereiche und zeigt auf, inwiefern die Kulturdiplomatie der Blockfreien während des Kalten Krieges die Dekolonialisierung von Museumstheorie und -praxis beförderte, wobei der Schwerpunkt auf Jugoslawiens dekolonialem Engagement auf dem Gebiet der Museumsvermittlung liegt. Verdeutlicht werden soll dies anhand der Reden von Staatsoberhäuptern auf den Gipfeltreffen der Blockfreien Staaten, anhand des Wirkens der Museologinnen und Museologen in der Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) und dem Internationalen Museumsrat (ICOM) sowie anhand der kuratorischen Strategien bei der Gründung des Museums für Afrikanische Kunst (MAK), Belgrad, und der Kunstgalerie der Blockfreien-Bewegung (KBB), Titograd. Entlang folgender Fragestellungen ist das Projekt gegliedert: 1) Welchen Einfluss hatte der kontinuierliche Einsatz der Blockfreien für die Dekolonialisierung des kulturellen Erbes auf die internationalen museologischen Kreise innerhalb von UNESCO und ICOM? 2) Auf welchen kuratorischen Prinzipien beruhten die antikolonialen Methodologien der Sammlung und Vermittlung von Kunst aus Afrika (Fallstudie 1, MAK) und der Ausstellung und Vermittlung von Kunst aus den Blockfreien Staaten (Fallstudie 2, KBB)? Den ersten Teil des Forschungsprojekts bilden eine Diskursanalyse des Archivmaterials zu den Gipfeltreffen der Blockfreien sowie ein intertextueller Vergleich ausgewählter Quellen zum kulturpolitischen Einfluss der Bewegung auf die Entwicklung eines antikolonialen museologischen Diskurses und die Gründung der ersten „antikolonialen Museen“ in Jugoslawien. Dabei werden die historischen, politischen und museologischen Verflechtungen bei der Institutionalisierung der Kulturpolitik der Blockfreien und die internationale Öffnung von UNESCO und ICOM infolge ihrer verstärkten Präsenz im Globalen Süden erörtert. Dieses Vorgehen soll den außergewöhnlichen intellektuellen und kulturellen Ideentransfer aus dem Globalen Süden in den Globalen Norden nachvollziehbar machen. Der zweite Teil des Projekts ist gegründet auf eine Kombination qualitativer Forschungsmethoden (Leitfadeninterviews, kritische Diskursanalyse und Ausstellungsanalyse). Als interpretativer Rahmen dient hierbei die Kulturtransfertheorie, mithilfe derer die kuratorischen Taktiken bei der Translokation, Bedeutungskonstitution und Resignifikation der Kunstobjekte aus den jeweiligen Blockfreien Staaten infolge der Gründung der beiden Fallstudienmuseen herausgearbeitet werden sollen. Das Hauptziel ist dabei die Identifikation der methodologischen Herausforderungen bei der Übersetzung der Dekolonialisierungsforderungen der Blockfreien in konkrete Museumspraxis.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen