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Die Rechnungsbücher des Klosters Aldersbach
Antragsteller
Professor Dr. Mark Spoerer
Fachliche Zuordnung
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Frühneuzeitliche Geschichte
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 534939049
Mittelalterliche Rechnungsbücher bieten eine Vielzahl von Einblicken, nicht nur in das alltägliche klösterliche Leben, sondern auch in die sogenannte "große" Geschichte. Vor allem liefern diese Quellen eine umfassende Dokumentation der wirtschaftlichen Aktivitäten eines bestimmten Klosters. Diese Aufzeichnungen, oft bis ins kleinste Detail reichend, können für zahlreiche historische Disziplinen entscheidend sein – und reichen weit über die Wirtschafts- und Sozialgeschichte hinaus. Es ist daher ein häufiges Forschungsanliegen, diese Texte als digitale Daten zur Verfügung zu stellen. Eine akribische Untersuchung der Rechnungsbücher von Aldersbach wird die aktuelle Forschung in zwei Schlüsselbereichen erweitern. Die erhaltenen späteren Rechnungsbücher, die weitgehend intakt sind von 1449 bis 1513 und 1552 bis 1567, beherbergen eine Fülle von Daten zu Preisen und Löhnen. Auf der Grundlage eines typischen regionalen Warenkorbs ermöglichen diese Daten die Berechnung von Reallöhnen. Von besonderem Interesse sind die detaillierten Verträge, die die Abtei Aldersbach mit ihren Familiares ausgehandelt hat. Diese Verträge listen alle erwarteten Leistungen und die entsprechende Vergütung auf und ermöglichen die genaue Bestimmung des Lebensstandards nicht nur der unteren Klassen, sondern auch höherer Berufsgruppen. Transkribus ist eine Software-Suite, die für die Digitalisierung von historischen Dokumenten entwickelt wurde. Sie verwendet die Technologie der Handschriftenerkennung, um Text aus gescannten Dokumenten zu extrahieren und diesen Inhalt in ein codiertes digitales Format umzuwandeln. In diesem Projekt werden auf diese Weise automatisierte Transkriptionen der Konten erstellt. Ziel der Digital Humanities (DH), die die Transkriptionen verarbeiten, ist es, Datenstrukturen zu destillieren, die für Historiker analysierbar sind. Aus der Sicht der vormodernen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte sind Löhne und Preise wichtige Daten. Unter Nutzung des Datensatzes der Edition wird es möglich sein, die in den Konten für diese Dienstleistungen eingetragenen Geldbeträge auf Jahreslöhne für den in der Edition annotierten Empfänger zu extrapolieren. Die Ergebnisse der wirtschaftshistorischen Dissertation mit dem Arbeitstitel "Leben und Arbeit im spätmittelalterlichen Kloster: Eine Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Klosters Aldersbach 1449–1567" werden nach Abschluss des Projekts veröffentlicht. Die reichhaltige Erhaltung der Rechnungsbuchaufzeichnungen des Klosters, zusammen mit der Tatsache, dass Aldersbach in dieser Periode eine durchschnittlich große religiöse Gemeinschaft mit etwa 50 Angestellten war, macht dieses niederbayerische Kloster zu einem veritablen Prototyp. Der Einsatz der Handschriftenerkennung zur Entzifferung der schwer lesbaren lateinischen Rechnungsbücher und die automatisierte Datenverarbeitung durch die DH für eine auf dieser basierenden wirtschafts- und sozialhistorischen Klassifizierung iin dieser Kombination sehr effizient und innovativ.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich
Kooperationspartner
Privatdozent Dr. Robert Klugseder