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A Room of One`s Own. Reale und mentale Innenräume weiblicher Selbstbestimmung im spätmittelalterlichen England

Fachliche Zuordnung Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5350220
 
Im Mittelalter, so auch in der jüngeren Forschung noch vielfach geäußert, habe es eine räumliche Privatheit nicht gegeben. Meine interdisziplinäre Dissertation, die sich mit den im Englang des späten Mittelalters Frauen verfügbaren architektonischen und mentalen Innenräumen beschäftigt, argumentiert einer solchen Annahme entgegen. Es wird gezeigt, daß die Lebenswirklichkeit von Frauen aus dem Adel und dem Landadel, aber auch von Frauen aus der Stadtelite, es ihnen durchaus erlaubte, sich in private Räume zurückziehen konnten und die sie sich bedingt durch Bauplanung, Nutzung und die Ausstattung mit bestimmten Objekten auch aneignen konnten. Zudem lassen sich anhand verschiedener Quellen Methoden rekonstruieren, die es Frauen ermöglichten, derartige reale Räume mental zu entgrenzen und durch imaginierte Innenräume, durch den Rückzug in eine geistige Innenschau, zu ersetzen. In ihrer Funktion als Stimuli für einen solchen Rückzug in den mentalen Innenraum werden im Zusammenhang mit der theoretisch reflektierten Mnemotechnik des Mittelalters insbesondere religiöse Bilder und Texte sowie Dramen und liturgische Handlungen ausführlich untersucht. Während so einerseits - in Anlehnung an Anthony Giddens Theorie der Strukturierung und den poststrukturalistischen Ansatz der Archäologie - Raum als sowohl wirkmächtig als auch verschiedenartig interpretierbar und transformierbar betrachtet wird und herausgestellt wird, daß die Umdefinition von Räumen durch Frauen diesen ein gewisses Maß an äußerer Freiheit und Privatheit ermöglichte, erweist sich andererseits, daß der Versuch, den Zwang des ihnen aufgenötigten Rückzugs nach innen durch den selbst gewählten Rückzug zu kompensieren, Frauen zugleich auch neue innere Freiräume eröffnete, die dem Zugriff von außen verschlossen blieben.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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