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Russische Erinnerungsliteratur und die Zivilisationsbrüche des 20. Jahrhunderts
Antragsteller
Professor Dr. Wolfgang Stephan Kissel
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2001 bis 2005
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5351356
Das beantragte Projekt siedelt sich an einer Nahtstelle zwischen Literatur und Geschichte an. Es handelt sich um eine interdisziplinär aufgebaute Untersuchung von Spuren, die historische Zivilisationsbrüche in der russischen Erinnerungsliteratur des 20. Jahrhunderts hinterlassen haben. Als Fundament soll eine diskursanalytisch modifizierte Zivilisationstheorie dienen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts ist es zu einer Krise des europäischen Zivilisationsverständnisses gekommen, da allgemeingültige Vernunftregeln und Verhaltensstandards in einer Reihe von Gewaltakten und Genoziden wiederholt preisgegeben wurden.[] Ergebnisse der neueren historischen Forschung zur russischen Geschichte des 20. Jahrunderts zeigen, daß sie in besonders starkem Maße von Zivilisationsbrüchen charakterisiert wird. Das russische Fallbeispiel kann daher als besonders aussagekräftig auch über den russischen Kontext hinaus gelten. [] Das Projekt versteht das Gedächtnis als "Teil des textgenerierenden Mechanismus einer Kultur" (Juri Lotman). [] Die Texte als Akkumulatoren und Generatoren speichern nicht nur Sinn, sondern transformieren ihn auch. [] Dem Projekt liegt die Annahme zugrunde, daß das heuristische und kognitive Potential des Begriffes "Zivilisationsbruch" am Beispiel der russischen literarischen Memoirenliteratur und Autobiographik des 20. Jahrhunderts in besonderer Weise fruchtbar gemacht werden kann und sollte. Daher umfaßt das Textcorpus in erster Linie Memoiren und Autobiographien, denen für das retrospektive Verständnis der Zivilisationsbrüche eine besondere epistemologische Bedeutung zukommt. [] Die im Antragszeitraum erbrachten Resultate sollten auch erweisen, ob eine Ausweitung des Ansatzes auf den ostmittel- und südosteuropäischen Raum Erkenntnisgewinn verspricht. *
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen