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Schwer fassbare Daten? Gewichte und Silber in der Früh- und Mittelbronzezeit der südlichen Levante (Alt-Kanaan)
Antragsteller
Professor Dr. Lorenz Rahmstorf
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535640589
Wirtschaftsweise und Märkte veränderten sich im 3. Jahrtausend entscheidend. Ab der Frühbronzezeit (FBZ) tauchen in Mesopotamien, der nördlichen Levante und Ägypten erstmals Gewichte und Waagen auf, um materiellen Wert genau zu messen. Gleichzeitig wurden in Mesopotamien nun Silberhorte angelegt, was darauf hindeutet, dass eine der frühesten Verwendungen von Gewichten und Waagen darin bestand, Silber als Währungs- und Tauschmittel zu nutzen. Zudem wurde die Keilschrift zur Dokumentation der Transaktionen verwendet. Diese Entwicklungen ermöglichten einen wirtschaftlichen Aufschwung, der zur Blüte der städtischen Zivilisationen im Nahen Osten führte. In der südlichen Levante (Israel, Palästina, Jordanien) sind im Gegensatz zu den umliegenden Nachbarländern vor der späten Mittleren Bronzezeit (MBZ) Gewichte und Silberhorte nach dem Forschungsstand sehr selten. Es ist völlig unklar, inwieweit in dieser bereits in der FBZ urbanisierten Region Gewichtsmetrologie regelmäßig praktiziert wurde. Es ist auch nicht bekannt, ob Silber wie in Mesopotamien und der nördlichen Levante zerkleinert und gewogen wurde. Ebenso ist die Herkunft des Silbers, das in der Levante nicht natürlich vorkommt, bislang kaum untersucht worden. Erstmals soll überprüft werden, ob bestimmte Steine als Gewichte und Silber als Geld in der südlichen Levante dienten. Es soll untersucht werden, wie Silber getauscht wurde, wie sein Wert bemessen wurde, woher es stammte und welche Rolle Gewichte dabei spielten. Am Anfang steht eine systematische erstmalige Erschließung potentieller Gewichte aus Fundstellen des FBZ und MBZ. Zur Überprüfung der Gewichtshypothese werden verschiedene archäologische Indizien und statistische Tests (Cosinus Quantogramm Analyse und Monte Carlo Tests) eingesetzt. Die Silbergegenstände aus Horten und Gräbern der FBZ und MBZ werden in ihrer Formvariation betrachtet, gewogen und auf Gebrauchsspuren, absichtliche Fragmentierung und mögliche Gewichtsregulierung untersucht. Die frühesten bekannten Elektrumringe (wohl Barren) aus Nahal Qana aus 4. Jahrtausend v. Chr. werden zusätzlich untersucht. Die kontextuelle Analyse wird dazu beitragen, mögliche Muster bei der Verwendung von Gewichten und Silbergegenständen zu erkennen. Wir werden auch eine Reihe chemischer Analysen des Silbers (XRF; ICP-MS; MC-ICP-MS) und der Hämatitgewichte (XRF; Neutronendiffraktion) durchführen, um festzustellen, ob die Zusammensetzung mit bestimmten Quellen in der südlichen Levante und darüber hinaus kompatibel ist. Dies könnte auf Austauschverbindungen hinweisen. In dem Projekt wird die Quantität, das Gewicht, die geografische Verteilung, die Typologie, die Fundkontexte und die (potenzielle) Metrologie von Gewichten und Silber bewerten und modellieren, einen Beitrag zur Frage der Herkunft des Silbers durch wissenschaftliche Analysen leisten und die Verwendung von Silber und Gewichten innerhalb der sozialen und wirtschaftlichen Interaktionen im bronzezeitlichen Vorderen Orients einordnen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
ausländ. Mitantragstellerin
Privatdozentin Tzilla Eshel, Ph.D.