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Die Konjunktur des Organismus

Applicant Dr. Stefan Metzger
Subject Area German Literary and Cultural Studies (Modern German Literature)
Term from 2002 to 2003
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5356443
 
Im späten 18. Jahrhundert etabliert sich die Denkform der Konjektur, d.h. eine Erkenntnispraxis, die in konkreten erklärungs- oder orientierungsbedürftigen Situationen wahrscheinlichste und fruchtbare Konzepte entwirft. Sie verfährt topisch-interdiskursiv und erhebt moderate pragmatische und konsensuelle Geltengsansprüche. Literarizität ist ihr als Vorläufigskeitsindikator konstitutiv. Das Paradigma der Konjektur, so die These, manifestiert sich vor allem im Organismusdiskurs jener Zeit und wird in ihm reflektiert. Es wird am Paradigma der Biologie (Bildungstrieb) als intuitives Konzept offener Systeme entworfen. Diese Systemtheorie wird, ausgehend von Lamberts Systematologie, bei Herder u.a. anhand seines Kraftbegriffs rekonstruiert; Elemente davon werden bei Kant aufgewiesen, Schelling überführt sie in die idealistische Naturphilosophie. Immer mehr tritt dabei das Moment des Gleichgewichts zugunsten einer Verankerung der Systemdynamik in einen Ungleichgewicht, einer permanenten Störung in den Mittelpunkt. Hölderlin entwickelt daraus eine elaborierte, avantgardistische Poetik, Kultur- und Subjektivitätstheorie.
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