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Entschlüsselung der neuronalen Grundlagen ästhetischer visueller Eindrücke
Antragsteller
Professor Daniel Kaiser, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 536053998
In unserer täglichen visuellen Wahrnehmung erleben wir häufig ästhetische Eindrücke. Diese können von sehr verschiedenen Inhalten ausgehen, beispielsweise von einem idyllischen Sonnenuntergang, einem gekonnt zusammengestellten Kunstwerk, oder einem attraktiven Gesicht. Forschung im Bereich der visuellen Ästhetik befasst sich damit, warum Personen bestimmte visuelle Reize schön finden; dabei liegt der Fokus oft auf objektivierbaren Reizeigenschaften. Im Bereich der Neuroästhetik liegt der Fokus zusätzlich darauf, wie ästhetische Erfahrungen aus Gehirnaktivitäten hervorgehen. Um solche Gehirnaktivitäten zu untersuchen, zeigen Forschende Ihren Versuchspersonen typischerweise visuelle Reize verschiedener ästhetischer Qualität und nehmen währenddessen neuronale Aktivität in verschiedenen Gehirnregionen (fMRT) oder über die Verarbeitungszeit (EEG) auf. Mit diesen Methoden konnten verschiedene Gehirnareale und Verarbeitungsschritte identifiziert werden, die Reize von unterschiedlicher ästhetischer Qualität verlässlich unterscheiden. Allerdings ist die derzeitige Fachliteratur im Bereich der Neuroästhetik sehr kleinteilig. Erstens untersucht der Großteil der Studien nur einzelne Stimuluskategorien (beispielsweise Gesichter). Dadurch kann man nur sehr beschränkte Rückschlüsse darauf ziehen, ob die identifizierten Gehirnmechanismen wirklich ästhetische Qualität über verschiedene natürliche Inhalte repräsentieren. Zweitens identifizieren die meisten Studien nur einzelne, räumlich oder zeitlich abgegrenzte Verarbeitungsschritte, wodurch unklar bleibt wie sich Information dynamisch durch das Gehirn fortpflanzt. Um weiteren Fortschritten zu ermöglichen, müssen die einzelnen in der Literatur vorhandenen Puzzlestücke zusammengesetzt und ein genereller Ansatz entwickelt werden wie ästhetische Erfahrungen aus komplexen Dynamiken im Gehirn entstehen. Dieses Projekt will einen solchen generellen Ansatz entwickeln. Dies soll durch die Etablierung von zwei neuen experimentellen Paradigmen gelingen: Erstens sollen in einem interdisziplinären Analyseansatz räumlich und zeitlich hochaufgelösten Gehirnaufnahmen, die subjektive Beurteilung von ästhetischer Qualität durch Versuchspersonen, sowie Computermodelle der visuellen Verarbeitung kombiniert werden. Dadurch wird die erste umfassende und lückenlose Charakterisierung des Informationsflusses im Gehirn während ästhetischer Erfahrungen ermöglicht. Zweitens werden wir untersuchen, wie rhythmische neuronale Aktivität das Zusammenspiel von perzeptuellen Reizattributen und kognitiven Evaluationsprozessen während ästhetischer Wahrnehmung orchestriert. Dadurch werden wird grundlegende Erkenntnisse darüber erlangen wie Informationsverarbeitung ausgehend von sensorischer Information mit neuronalen Feedbackprozessen interagiert und wie dadurch unser Gefühl von empfundener Schönheit entsteht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen