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500 Jahre Schrift und Schriftlichkeitskultur im Fayum (2. Jahrhundert v. bis 3. Jahrhundert n. Chr.): griechische Schreiberpraxis in Soknopaiu Nesos

Antragsteller Professor Dr. Martin Andreas Stadler, seit 9/2024
Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 536675991
 
Mit Hilfe dieses Antrags soll die Schriftkultur im antiken Fayum durch eine umfassende Analyse von Soknopaiu Nesos zu untersuchen. Aus der Ortschaft Soknopaiu Nesos ist eines der größten und umfangreichsten Korpora für die Untersuchung der lokaler Schreibpraktiken überliefert. Die Quellen stammen aus einem Zeitraum zwischen dem 2. Jh. V. Chr. Und dem frühen 3. Jh. N. Chr. Fast die gesamte demotische und ein Teil der griechischen Dokumente wurden im kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum des Ortes, dem Soknopaios-Tempel, erstellt, während das Grapheion die wichtigste Einrichtung für Griechisch war. Es gibt Belege für die Zusammenarbeit zwischen Ägyptern und Griechen und sogar ägyptische Priester, die gleichzeitig notarielle Ämter innehatten. Trotz der Masse an Belegen (oder vielleicht gerade deshalb) wurde dieses Korpus bisher kaum systematisch bearbeitet. Forschende können auf ein großes Korpus von bereits identifizierten relevanten Quellen aufbauen. Die Projektmitglieder müssen jedoch weitere Texte erstedieren, um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Zu den für das Thema relevanten Textgattungen gehören demotische religiöse Quellen, demotische Quittungen und Abrechnungen von oder für das Tempelpersonal, griechische Dokumente, die die Kommunikation zwischen dem Tempelpersonal oder dem Vorsteher des Tempels und den römischen Behörden belegen, bzw. solche, die für den Betrieb des Grapheions relevant sind, sowie Texte, die zu Familien- oder Berufsarchiven gehören. Das Arbeitsprogramm ist in vier Forschungsbereiche gegliedert und deckt überlappende historische Phasen ab. In "Greek Writing Practice in Soknopaiou Nesos" werden das Notariat (Grapheion) und die Archive des Ortes untersucht. Das Grapheion kann als die Institution angesehen werden, die dazu beitrug, einen "middle ground" zwischen griechischen und ägyptischen kulturellen Traditionen zu schaffen. Ziel des Projekts ist es, die Beziehung zwischen dem Grapheion und dem Tempel sowie seine Rolle in den größeren Rechts- und Verwaltungsinstitutionen des ptolemäischen und römischen Staates zu erhellen. 180 Notariatsurkunden bilden den Kernbestand dieser Studie, zusätzlich zu internen Grapheion-Dokumenten, Notariatsurkunden aus verwandten Grapheia und anderen Dokumenten, von denen bekannt ist oder vermutet wird, dass sie von Notaren verfasst wurden. Es werden Fallstudien zu bekannten und neu entdeckten Archiven von Priestern und Priesterfamilien durchgeführt. Durch eine kombinierte Untersuchung solcher Archive und der Institution des Grapheions wird ein besseres Verständnis der sozialen Stellung des Griechischen in Soknopaiu Nesos von der ptolemäischen bis zur römischen Zeit ermöglicht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. William Graham Claytor, bis 9/2024
 
 

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