Indo-persische Übersetzungsliteratur aus der Mogulzeit (16./17.Jh.)
Final Report Abstract
Zu den wichtigsten wissenschaftlichen Fortschritten, die durch das Forschungsprojekt zur indo-persischen Übersetzungsliteratur erzielt werden konnten, gehört die klare Identifikation der drei Übersetzungen des Laghuyogavasistha und die Zuordnung der bekannten Handschriften und ihrer unterschiedlichen Versionen zu den einzelnen Übersetzern. Das bedeutet, dass fast alle Einträge zu den persischen Yogavasistha-Übersetzungen in den Katalogen des British Museum, des India Office, der Bodleian Library, der Chester Beatty Library und der Bibliotheque Nationale korrektur- oder zumindest ergänzungsbedürftig sind. Besonders überraschend war, dass es sich bei dem illustrierten Manuskript in der Chester Beatty Library in Dublin nicht um eine Übersetzung für Akbars Sohn Sahm, sondern für Akbar selbst handelt. Diese Handschrift hat bislang fast ausschließlich von Kunstgeschichtlern Beachtung gefunden, die die Illustrationen als Werke aus Salims Zeit in Allahabad eingeschätzt haben. Die neue Einordnung der Handschrift wird ohne Zweifel Folgen für die kunsthistorische Betrachtung der Malerei in der späten Akbar-Zeit haben. Dabei ist es von geringerer Bedeutung, dass ein beträchtlicher Teil der Illustrationen bisher fehlgedeutet wurde. Hinsichtlich der Vorgehensweise der Übersetzer ist für alle drei Versionen festzustellen, dass es sich nicht um einen Übersetzungsprozess im heutigen Sinne handelt. Die ehemals von Goebel-Gross beschriebene Gemeinschaftsarbeit zwischen sanskritkundigen Pandits und stilsicheren persischen Gelehrten, die allenfalls über Grundkenntnisse der Ausgangssprache verfügten, lässt sich auch für die drei Yogavasistha-Fassungen feststellen. Die Art der Textgestaltung - ausführliche Exkurse zur Sach- und Ritualkultur bei Farmuli, Konzentration auf die philosophischen Fragen unter rigoroser Kürzung aller narrativen Elemente bei Dara Sukoh und der Mittelweg von Panipati - ist dabei höchst bemerkenswert und lässt in Verbindung mit Äußerungen der Auftraggeber, die aus den jeweiligen Vorworten bekannt sind, Rückschlüsse auf die Motivation für diese Übersetzungen zu. Die Entdeckung, dass es sich bei der Handschrift IO 2410 um eine Kopie von Akbars illustriertem, heute verlorenen Kathasaritsagara handelt, ist von besonderer Bedeutung. Die darin enthaltenen 71 Zeichnungen lassen auf Aussehen und Umfang des ursprünglichen Bildprogramms der Originalhandschrift schließen und erlauben überdies die Identifikation der wenigen noch erhaltenen Bilder. Zudem hat die Auswertung des Vorwortes ergeben, dass, wie schon im Falle des Mahabharata, die Rolle Abd al-Qadir Bada'unis in der Übersetzungstätigkeit relativiert werden muss und hier stattdessen eine Reihe anderer Persönlichkeiten, namentlich Mustafa ibn Haliqdad al-Hasimi al-Abbasi, hervortreten.
Publications
- „Die persischen Übersetzungen des Laghuyogavasistha." In: Jürgen Hanneder (Hrsg.): The Moksopaya, Yogavasistha and Related Texts. Geisteskultur Indiens. Texte und Studien. Bd. 7. Aachen 2005. S. 113-129