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Pavlov und der Neue Mensch - Diskurse über Disziplinierung in Sowjetrussland
Antragsteller
Dr. Torsten Rüting
Fachliche Zuordnung
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5370713
Aufbauend auf eigene Archivstudien und neuere Veröffentlichungen sucht die Arbeit nach Erklärungen für den Erfolg Pawlows sowie die politische Vereinnahmung seines Vermächtnisses in der Sowjetunion. Ausgangspunkt sind die direkten Eingriffe stalinistischer Politiker in die biologischen Diskurse, in deren Folge Pawslows Erbe eine Revision unterzogen und zum Dogma der Sowjetwissenschaft erklärt wurde. Die Analyse konzentriert sich auf die Geschichte der gegenseitigen Beeinflussung von Naturwissenschaft und Politik bei der Entwicklung der Pawlowschen Wissenschaft und der nachholenden Modernisierung Rußlands. Die zentrale Rolle von Disziplinierungsdiskuren als Mittel zur grenzüberschreitenden Verbindung von Politik und Wissenschaft wird herausgearbeitet. Deutlich wird, wie säkularisierte religiöse Motive und physiologische Methaphern die Neuordnung der russischen sowie der sowjetischen Gesellschaft bestimmten und wie Disziplinierungsprobleme die Entwicklung von Experiment, Laboratorium und Ideen Pawlows beeinflußten. Es wird nachvollziehbar, daß im totalitären Staat die Disziplinierungsfunktion des physiologischen Diskurses wiederbelebt werden sollte und wie im Namen Pawlows sowohl gegen die Autonomie der Wissenschaft als auch gegen Autonomievorstellungen in der Gesellschaft vorgegangen werden konnte.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen