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Der Kult des toten Dichters und die russische Moderne
Antragsteller
Professor Dr. Wolfgang Stephan Kissel
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5372714
Die Untersuchung verfolgt am Beispiel der Begräbnisse Aleksandr Puschkins (1837), Aleksandr Bloks (1921) und Vladimir Majakovskijs (1930), wie sich an das jeweilige Ritual Erinnerungstexte (Gedenkreden, Nekrologe, Memoiren) anlagern, die Sterben, Tod und Begräbnis eines Dichters schriftlich fixieren, deuten, kommentieren und den präsentischen Charakter des Rituals mit literarischen Mitteln und Verfahren zu perpetuieren suchen. Am Grab Puschkins formierte sich eine "zweite Gesellschaft", die ihr Selbstverständnis nicht mehr auf den Dienst an der Autokratie, sondern auf den Dienst am Totengedenken des Dichters, am Dichtergedenken gründet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts besetzte die Feier des toten Dichters in der Hierarchie der Kultursymbole einen solch hohen Rang, dass analog zur schöpferischen Transformation des Todes in einem dichterischen Werk von einer Thanatopoetik der russischen Kultur gesprochen werden kann. In den Jahren 1921-1939 trug der enge Zusammenhang von Ritual, Bild, Rede und Schrift wesentlich dazu bei, die traumatischen Verlusterfahrungen von Weltkrieg, Revolution, Bürgerkrieg und Spaltung der Kultur in Mutterland und Exil darzustellen und zu reflektieren.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen