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Die Identität der Geschichte. Friedrich Schiller und die Begründung der modernen Geschichtswissenschaft

Applicant Thomas Prüfer
Subject Area Modern and Contemporary History
Term from 2002 to 2003
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5374168
 
Der Historiker Friedrich Schiller hatte nicht nur als Geschichtsschreiber, sondern auch als Geschichtsdenker eine grundlegende Bedeutung für die Ausbildung der modernen Geschichtswissenschaft um 1800. In seinen zwischen 1788 und 1792 entstandenen historischen Schriften entwickelte er ein in sich geschlossenes geschichtstheoretisches Konzept, das als erste moderne Historik angesehen werden kann. Indem Schiller die pragmatische Geschichtsauffassung der deutschen Spätaufklärung in ein von Herder und Kant beeinflusstes idealistisches Modell transformierte und die Systematik der disziplinären Selbstreflexion mit der Kreativität des kulturellen Diskurses verknüpfte, gab er dem Fach eine neue Identität, in der sich historische Gelehrsamkeit mit philosophischem Geist und poetischem Genie zu einem modernen Wissenschaftsbegriff der Geschichte verband. Im Zentrum dieses Konzeptes stand der Begriff der Bildung. Nach Schiller sollte die Geschichtsschreibung den Menschen zum Menschen bilden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, bedurfte es einer schöpferischen Sinnbildungsleistung des Historikers, durch die er nicht nur das geschichtliche Geschehen als Bildungsgeschichte der Menschheit theoretisch (re)konstruierte, sondern über die bildende Wirkung der von ihm geschaffenen Geschichtsvorstellung auch praktisch gestaltete. Der Einfluss dieses "selbstreferetiellen" Geschichtsbegriffs reichte über Wilhelm von Humboldt bis zu Johann Gustav Droysen.
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