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Die Wortbildung der schwachen Verben des Altwestnordischen

Antragsteller Dr. Ramón Boldt
Fachliche Zuordnung Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 538052277
 
Obwohl dem Altwestnordischen - der frühesten literarisch belegten Stufe der nordgermanischen Sprachen Norwegisch, Isländisch und Färöisch - seit langem großes sprachhistorisches Forschungsinteresse entgegengebracht wird, ist die semantische Leistung der schwachen Verben bisher noch kaum bekannt. Schwache Verben zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie ihr Präteritum mit einem dentalen Element bilden, im Deutschen mit -t- (machen : machte), im Altwestnordischen je nach lautlicher Umgebung mit -t-, -d-, oder -delta-. Zudem sind sie meist von Nomen oder starken Verben abgeleitet. Im Gegensatz etwa zum modernen Deutschen gliedern sich die schwachen Verben des Altwestnordischen nach ihrem stammbildenden Suffix in drei Klassen: die jan-, die ôn- und die ên-Klasse. Die nan-Verben einer einst geschiedenen vierten Klasse, die als solche nur in der früher belegten ostgermanischen Sprache des Gotischen überlebt, haben sich im Nordischen der zweiten Klasse angeschlossen. Das heißt, die Verben zeigen die gleiche Flexion. Mit dieser formalen Klasseneinteilung nun scheinen bisher nicht genügend erforschte bedeutungsmäßige Differenzen einherzugehen. Die schwachen Verben des Deutschen enden auf -en, alle ehemals auch hier getrennten Klassen sind zusammengefallen. Damit verbindet sich auch ein großer semantischer Reichtum, der klar wird, wenn man die Bedeutung schwacher Verben paraphrasiert, vgl. etwa filmen 'einen Film machen', fischen 'Fische fangen', ölen 'mit Öl versehen'. Aus Untersuchungen zu anderen altgermanischen Sprachen und einigen (vor allem älteren) Arbeiten auch zum Altwestnordischen wissen wir, dass die Klasse 1, also die jan-Verben, vor allem sogenannte Kausativa bzw. Faktitiva beinhaltet, Verben also, die ein Bewirken oder Hervorrufen des in ihrer Ableitungsgrundlage Genannten bezeichnen. Ein Paradebeispiel ist setja 'setzen', abgeleitet vom starken Verb sitja 'sitzen'. Es bezeichnet also das Bewirken des Sitzens, ein 'sitzen machen'. Während diese Klasse vergleichsweise also gut erforscht ist, gilt dies nicht für die übrigen Klassen. Darin unterscheidet sich das Altwestnordischen von den anderen altgermanischen Sprachen. Dieser Rückstand soll im beantragten Projekt anhand erstmaliger detaillierter und systematischer Korpusuntersuchungen aufgeholt werden. Damit würde nicht nur synchron ein wichtiger Bereich der altwestnordischen Grammatik erschlossen, auch werden die Ergebnisse helfen, die diachrone Entwicklung aus dem Urgermanischen - der gemeinsamen Vorstufe aller germanischen Sprachen - und dessen System der schwachen Verben zu verstehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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