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Successor principis. Die Repräsentation möglicher Nachfolger und die Gefährdung der memoria in der römischen Kaiserzeit
Antragsteller
Dr. Philip Egetenmeier
Fachliche Zuordnung
Alte Geschichte
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540305224
In meinem Forschungsvorhaben möchte ich die Repräsentation potenzieller Nachfolgekandidaten in der Zeit von Caesars Alleinherrschaft (45 v. Chr.) bis zum Tod des Septimius Severus (211 n. Chr.) untersuchen. Von den Zeitgenossen und späteren Historiographen wurde der Nachfolger eines Kaisers vor allem danach bewertet, ob er Sicherheit und Wohlstand im Reich gewährleisten konnte und sich an die richtigen Umgangsformen mit den Statusgruppen in Rom hielt. Dieses Bild ignoriert jedoch die Perspektive desjenigen Kaisers, der den Vorgänger auswählte und aufbaute. Eine zentrale Aufgabe des Nachfolgers bestand auch darin, seinen Vorgänger vor Erinnerungssanktionen zu bewahren. Nach dem Tod eines Kaisers beriet der Senat darüber, wie mit dem Andenken (memoria) des Verstorbenen umgegangen werden sollte und nicht selten drohten hierbei Erinnerungssanktionen, wie die Aufhebung seiner Beschlüsse, das Ausmeißeln seines Namens in Inschriften und die Zerstörung seiner Statuen. Kaiserliche memoria war also prekär. Vor dem Hintergrund dieser prekären memoria und erwartbaren Erinnerungssanktionen möchte ich die Nachfolgebestrebungen untersuchen, insbesondere wie diese gegenüber den wichtigsten Gruppen (Senat, Ritter, Militär, Stadtbevölkerung Roms) und in den Provinzen kommuniziert wurden. Im Idealfall konnte der dem verstorbenen Kaiser verpflichtete Nachfolger die Vergöttlichung seines Vorgängers durchsetzen, wodurch dessen memoria nicht nur gesichert, sondern sogar Teil des Staatskultes wurde. Hierfür war es jedoch notwendig, dem Nachfolger bereits zu Lebzeiten eine starke Position zu verschaffen bei den relevanten Gruppen zu verschaffen, denn bereits direkt nach dem Herrschaftsübergang wurde als eine der ersten Handlungen über den Umgang mit dem Vorgänger verhandelt. Neben Schilderungen öffentlicher Auftritte in der literarischen Überlieferung werden vor allem Münzen und Statuen als Medien kaiserlicher Kommunikation analysiert werden. Über solche Bühnen und Repräsentationsformen konnte bereits zu Lebzeit des amtierenden Kaisers Akzeptanz gegenüber dem präsumtiven Nachfolger aufgebaut werden. In umfassender und diachroner Perspektive möchte ich hierbei die teils sehr unterschiedliche Umgangsweise verschiedener Kaiser hinsichtlich ihrer Nachfolge verständlich machen, die meines Erachtens stark davon abhängig waren, wie das Verhältnis des jeweiligen Herrschers zu den relevanten Gruppen war und ob er nach seinem Tod mit Erinnerungssanktion rechnen musste. Eine Untersuchung zum Aufbau kaiserlicher Nachfolger vor dem Hintergrund erwartbarer Erinnerungssanktionen fehlt bislang und würde eine wichtige Lücke schließen.
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
Kanada