Project Details
Die Inszenierung von Geschichte und lokaler Identität. Zur ethnologischen Deutung des Initiationsrituals ganza ("nkumbi") im Ituri-Gebiet, D. R. Kongo/Zaire
Applicant
Professor Dr. Matthias Samuel Laubscher
Subject Area
Social and Cultural Anthropology and Ethnology
Term
from 2003 to 2008
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5403350
Das Forschungsvorhaben befasst sich mit der ethnologischen Deutung des Initiationsrituals ganza/nkumbi im Ituri-Gebiet Nordost-Kongos. Ziel ist es, unter Auswertung eigener Feldforschungsdaten aus den Jahren 1987-89 und 1993-95 sowie in kritischer Auseinandersetzung mit der regional-ethnographischen Literatur die Neubewertung einer kulturgeschichtlich herausragenden Institution vorzunehmen, die in der Ethnologie unter der verfremdenden KiSuaheli-Bezeichnung "nkumbi" geführt wird und darüber hinaus aus den konträren Perspektiven der Pygmäen- und Bantu-Forschung gänzlich anders dargestellt wird. Zwischen beiden Ansätzen wird eine Brücke geschlagen, indem das Ritual, das auch für andere Volksgruppen des östlichen Kongo-Beckens charakteristisch ist, in einen kohärenten ethnologisch-regionalhistorischen Bezugsrahmen gestellt wird. Ausgangspunkt ist die Initiation ganza, die Knabenbeschneidung und die damit verbundenen Riten und Festlichkeiten, wie sie im Jahre 1988 in der Gemeinde Basiri im Zeitraum von acht Monaten stattgefunden hat und vom Projektbearbeiter umfassend dokumentiert werden konnte. Das Ritual wird unter drei analytischen Gesichtspunkten untersucht: auf der performativen Ebene der lokalen Inszenierung, auf der terminologischen Ebene des Sprachgebrauchs in einer ethno-linguistisch heterogenen Bevölkerungsgruppe (Mbo/Ndaka/Beke-Ethnizität) und auf der institutionellen Ebene der Entstehung bzw. Transformation des Rituals im Kontext regionaler interethnischer Beziehungen. In der Detailanalyse des Ritualverlaufs wird ein akteurzentrierter Ansatz gewählt, der das kulturelle Selbstverständnis der Protagonisten zur Geltung bringt, die sich in Ausübung des überlieferten Rituals als reflektierende, geschichtsbewusste Zeitgenossen begreifen, mit Blick für das Pragmatische wie auch "Anachronistische" ihrer Handlungen.
DFG Programme
Research Grants