Detailseite
Projekt Druckansicht

In Klitschen arbeiten. Eine Erfahrungsgeschichte der Arbeitswelten privater Kleinbetriebe in den langen 1980er Jahren in der Region Leipzig

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540513972
 
Das Projekt untersucht mit den privatgeführten Kleinbetrieben aus Handwerk, Kleingewerbe und Handel eine bisher kaum beachtete Facette der Arbeitswelt in der späten DDR und im Übergang zur bundesrepublikanischen Marktwirtschaft. Ausgangspunkt ist der gewerbepolitische Richtungswechsel des SED-Regimes seit 1976, der dazu führte, dass 1989 wieder ca. 470.000 DDR-Bürger:innen in einem der knapp 100.000 Privatbetriebe arbeiteten. Obwohl die SED sie ideologisch als überholt betrachtete, blieb das Regime volkswirtschaftlich auf diese Privatbetriebe angewiesen, da sie wichtige Aufgaben in der Bevölkerungsversorgung übernahmen. Zwei Drittel der Betriebe behaupteten sich in den turbulenten Fahrwassern der ersten Transformationsjahre (bis ca.1992). Am Beispiel der Region Leipzig soll ergebnisoffen der Frage nachgegangen werden, inwiefern diese Betriebe eine alternative Arbeitswelt zu jener der Staatsbetriebe in der späten DDR darstellten und welche Folgen der Zusammenbruch des staatssozialistischen Systems für sie hatte. Im Zentrum des Interesses steht der Betrieb als Erfahrungsraum seiner Eigentümer:innen und Beschäftigten und damit die Erfahrungsgeschichte der Arbeit in diesen Betrieben. Hierfür werden zwei Untersuchungsfelder und ihre Wechselwirkungen ausgeleuchtet. Zum 1.) wird die äußere Welt der Betriebe untersucht, um die vielfältigen Beziehungen der Betriebe bzw. der Betriebsangehörigen zu ihren gesellschaftlichen Umfeldern aus Staat, Partei, Gewerkschaften, Bevölkerung und anderen Betrieben zu rekonstruieren. Das Hauptaugenmerk der Untersuchung aber liegt 2.) auf der inneren Welt der Betriebe, d.h. den innerbetrieblichen Interaktionen, um nachvollziehen zu können, wie soziale Beziehungen und Politiken funktionierten und inwiefern und gegebenenfalls weshalb sie sich im Untersuchungszeitraum veränderten. Anhand von eigens für dieses Projekt geschaffenen Oral-History-Quellen, die um Archivquellen ergänzt werden, sollen die spezifischen Erfahrungen, die diese Arbeitswelt hervorbrachte, identifiziert und analysiert werden. Damit trägt dieses Projekt zur Korrektur der Fehlwahrnehmung bei, die Arbeitswelt der DDR sei fast ausschließlich von den staatlichen Großbetrieben geprägt worden. Zugleich verspricht es eine Verfremdung des Blickes auf die „typischen“ Arbeitswelten der Staatsbetriebe und damit einen innovativen Zugang zum Verständnis der Arbeitsgesellschaft der späten DDR und der jungen wiedervereinigten Bundesrepublik insgesamt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung