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Volkskunde als öffentliche Wissenschaft. Die Wissens- und Wissenschaftsgeschichte der Berliner Volkskunde 186o-196o

Subject Area Modern and Contemporary History
Term from 2003 to 2012
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5405699
 
Untersucht werden soll die Entwicklungsgeschichte der Berliner Volkskunde zwischen 1860 und 1960 als die einer "öffentlichen Wissenschaft". Denn sie stand einerseits stets engstens mit dem politischen Zeitgeist in Deutschland in Beziehung, dem sie kulturelle Bilder des "Volkes" zulieferte als populäre Modelle sozialer und nationaler Vergemeinschaftung. Und sie vermochte andererseits nur durch diesen öffentlichen Charakter tatsächlich "Wissenschaft" zu werden: Außerhalb der Volkskundemuseen wurde die akademische Volkskunde erst nach 1933 etabliert - zuerst in Berlin. Zu analysieren sind also die Konzepte und Programme, die personelle Rekrutierung und wissenschaftliche Habitualisierung, die institutionellen Formen und politisch-sozialen Netzwerke, die am Volkskunde-Standort Berlin entwickelt wurden und die zunächst eine "nationale" Hilfswissenschaft des Kaiserreichs, dann eine dem Nationalsozialismus jedenfalls hilfreiche, teilweise rassistische Volkstumskunde. Dieser "Karriereweg" des Faches ist wissenschaftsgeschichtlich ungewöhnlich und in seiner ständigen Politiknähe zweifellos höchst aufschlussreich. Er ist wegen seiner interdisziplinären Ausgriffe in Urgeschichte, Germanistik oder medizinische Anthropologie bislang nur in sehr engen monografischen Ausschnitten verfolgt. Und er soll deshalb bewusst über die politisch-gesellschaftlichen Brüche von Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und DDR-Gründung hinweg untersucht werden, um vor allem die jeweilige wissenschaftliche wie politische "Legitimationsarbeit" der werdenden Wissenschaftsdisziplin exemplarisch analysieren zu können.
DFG Programme Priority Programmes
Participating Person Dr. Leonore Scholze-Irrlitz
 
 

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