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Neuroendokrine Modulation der kognitiven Emotionsregulation - Untersuchung der Rolle der Stresssystem-Dominanz

Antragstellerin Dr. Valerie Lena Jentsch
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540649511
 
Emotionsregulation (ER) ist für adaptives Verhalten unverzichtbar, während mangelnde ER mit der Entstehung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen verbunden ist. ER beeinflusst, wie wir mit Stress umgehen, wird aber auch durch Stress moduliert. Akuter Stress aktiviert das sympathische Nervensystem (SNS) und die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHNA), was zur Freisetzung von (Nor)Adrenalin und Glukokortikoiden (GCs) führt. Trotz der klinischen Relevanz ist die Befundlage zu den Auswirkungen von akutem Stress auf die kognitive ER bisher begrenzt und inkonsistent mit positiven, beeinträchtigenden oder Nullbefunden. Erste Studien weisen darauf hin, dass der Zeitpunkt der ER-Aufgabe relativ zur Stressexposition ein moderierender Faktor ist, der die unterschiedlichen Effekte von Stress auf ER erklären könnte. Diese Studien variierten den zeitlichen Abstand zwischen Stressor und ER jedoch hauptsächlich im Zeitfenster, in dem GCs ihre Wirkung entfalten (d.h. 30-90min nach Stressbeginn), um die Rolle von Cortisol und speziell non-genomischen/genomischen GC-Mechanismen zu erforschen. Die meisten dieser Arbeiten zeigten eine Verbesserung der ER in beiden Zeitfenstern, was auf einen generell förderlichen Cortisoleffekt auf ER hinweist. Nur zwei Studien testeten ER zu einem früheren Zeitpunkt (d.h. bis 15min nach Stressbeginn) und fanden beeinträchtigenden Stresseffekte. Diese Befunde weisen darauf hin, dass schnell einsetzende noradrenerge Mechanismen die kognitive ER direkt nach einem akuten Stressor eher verschlechtern. Ziel des aktuellen Forschungsprojektes ist es zu untersuchen, ob die Dominanz eines Stresssystems über das andere (SNS vs. HNNA) die Richtung der Stresseffekte auf ER determiniert. Um die Dominanz der Stresssysteme zu triggern, verwenden wir eine Kombination verschiedener methodischer Ansätze: (1) einen direkten Vergleich der Auswirkungen von psychosozialem Stress vs. körperlicher Aktivität auf ER, kombiniert mit einer (2) experimentellen Manipulation der Stress-/Sportdauer, sowie (3) des zeitlichen Abstands zwischen Stress/Sport und ER, um die zeitliche Dynamik dieser Effekte eingehender zu untersuchen (Studie 1). Durch den Einsatz transkutaner Vagusnervstimulation soll darüber hinaus die noradrenerge Modulation der ER isoliert untersucht werden (Studie 2). Getestet werden die zwei kognitiven ER-Strategien kognitive Neubewertung und Ablenkung, da sie sich als besonders effektiv zur Modulation emotionaler Reaktionen erwiesen haben. Die emotionale Reagibilität wird mittels Selbstbericht und Pupillometrie erfasst. Es wird erwartet, dass ER beeinträchtigt ist, wenn das SNS überwiegend aktiviert ist, während HNNA-Dominanz zu einer ER-Verbesserung führen sollte. Die aus diesem Projekt gewonnenen Erkenntnisse tragen zu einem besseren Verständnis darüber bei, wie verschiedene Stressoren (psychosozial vs. physisch) ER-Prozesse modulieren und liefern neue Einblicke in die ihnen zugrundeliegenden neuroendokrinen Mechanismen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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