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SPP 2481:  Blicke verstehen

Fachliche Zuordnung Sozial- und Verhaltenswissenschaften
Geisteswissenschaften
Geowissenschaften
Informatik, System- und Elektrotechnik
Medizin
Förderung Förderung seit 2025
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 540857726
 
Die Augen, metaphorisch Fenster zur Seele, sind seit dem letzten Jahrhundert Gegenstand der Blickbewegungsforschung. Im Rahmen dieser Forschung wurden verschiedene für die Wahrnehmung und kognitive Verarbeitung zentrale Blickmaße identifiziert. In der kognitiven Psychologie hat man Faktoren identifiziert, die den Fixationen, Sakkaden oder Pupillenbewegungen zugrunde liegen, und so umfassende Modelle der menschlichen Wahrnehmung und Handlung entwickelt. In der Mensch-Computer-Interaktion hat die Verschmelzung von blickbasierter Interaktion mit maschinellem Lernen den Weg für intuitivere Interaktionen geebnet. Bislang wurden jedoch verschiedene Parameter (z. B. Fixationen, Pupillenbewegungen) in der Regel isoliert untersucht. Zudem wurde primär eine einzelne Person vor einem Bildschirm untersucht. Die Anwendung der Erkenntnisse „in the wild“, also auch in Anwesenheit anderer Menschen, ist daher eine Herausforderung: Da der Blick nicht nur Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungs-, sondern auch Signalfunktionen erfüllt, verändert sich das Blickverhalten in der freien Natur durch explizite und implizite Interaktion; der Blickaustausch (joint attention) ist für die Interaktion zentral. Um dies in Videokonferenzen oder Augmented/Virtual Reality (AR/VR) nutzen zu können, ist es wichtig, die Dynamik des Blickaustauschs zu verstehen. Jüngste Fortschritte bei den Rechenkapazitäten und der Miniaturisierung der Hardware ermöglichen nun die Untersuchung mit Hilfe von eye tracking-Brillen, die kaum von üblichen Brillen unterscheidbar sind. Wir haben drei wichtige Entwicklungsbereiche für eine koordinierte Forschung identifiziert: (I) Blickausdruck: Die Bedingungen, die dazu führen, dass wir uns beobachtet fühlen, auch die Art und Weise, wie Blicke interpretiert werden, sind noch zu wenig erforscht. Das Verständnis des beobachtenden Blicks erfordert die Erforschung der Blickverfolgung im Hinblick auf die emotionale Konnotation und ihre soziale Einbettung. (II) Gemeinsame Blicke: Verschiedene Blickinteraktionen, einschließlich des gemeinsamen Betrachtens und des gegenseitigen Blicks, haben Mechanismen und Auswirkungen, die noch unklar sind. Die Analyse dieser Interaktionen ist entscheidend für das Verständnis der Signal- und Wahrnehmungsfunktionen des Blicks. All diese Erkenntnisse müssen im Rahmen von (III) Blick-Interaktion in Multi-User-Szenarien systematisch konsolidiert werden: Auch bei blickbasierten Interaktionsanwendungen dominieren Einzelnutzerszenarien das Feld. In vielen Situationen, wie z.B. bei öffentlichen Displays oder Videokonferenzen, können blickbasierte Schnittstellen jedoch eine schnelle und entfernte Interaktion ermöglichen. Für all dies müssen verschiedene Blickparameter integriert und die Interaktion zwischen den Nutzenden untersucht werden, um die kollektive Dynamik zu erfassen. Die Forschungsbereiche profitieren gegenseitig von Fortschritten und Technologien, die tiefere Einblicke in die Blickinteraktionen mehrerer Nutzer ermöglichen.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
Internationaler Bezug Frankreich, Italien, Niederlande, Österreich

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